In Costa Rica bei den Dreharbeiten zu „Im Einsatz für Haie“ wurde es ungemütlich. Die Fischer wurden so aggressiv, dass wir die Kameras einpacken mussten. Auch in den Holzfabriken in Indonesien konnten wir nur heimlich drehen. Überall dort, wo wir wussten, dass es brenzlig wird, waren wir mit versteckter Kamera. Wir sind keine Draufgänger und gehen kein unnötiges Risiko ein. Wir versuchen das zu filmen, was wir können, ohne uns dabei zu gefährden.

Welches Tierschicksal hat Sie am meisten berührt?
Ich bin eigentlich gar kein Tierschützer – mir geht es um die Zusammenhänge, etwa die Frage: Warum essen Menschen im Kongo „Bushmeat“, also beispielsweise Gorilla. Die Antwort: Weil sie sonst nichts zu essen haben! Ganz ehrlich: Sie und ich würden in dieser Situation genau das Gleiche tun. Wenn du hungernde Kinder hast und nicht weißt, wie du die ernähren sollst, wirst du alles essen, was du in die Finger bekommst.

Ökonomische Faktoren spielen also eine wichtige Rolle . . .
Die Erwartungshaltung, dass die Afrikaner endlich etwas tun sollen für ihre Elefanten, Nashörner und Gorillas, ist letztlich verlogen und dumm. Denn die Ursache etwa für die Wilderei oder den Elfenbeinhandel liegt nicht darin, dass die Leute das so lustig finden, sondern darin, dass sie nichts zu essen haben. Das fällt letztlich auch auf uns zurück: Wir schmeißen tonnenweise Lebensmittel in den Müll, während gleichzeitig eine Milliarde Menschen hungert. Es geht also um mehr als nur den armen Gorilla. Der tut mir zwar leid, aber mir tut auch der Mensch leid, der das Tier essen muss, weil er sonst nichts hat.

Letztlich geht es also um Fragen der globalen Gerechtigkeit?
Ja, du kannst nicht die Umwelt effektiv schützen, ohne die Leute vor Ort so weit aufzupäppeln, dass sie ohne Umweltverbrechen leben können. Warum fischen die Leute in Asien und Afrika die Meere leer? Eben weil sie von irgendetwas leben müssen. Da kann man nicht einfach sagen: Hört mal auf mit der Überfischung! Abgesehen davon sind wir Europäer es, die ihre hochtechnisierten Fischfangflotten über die Weltmeere schicken. Jedenfalls funktioniert Umweltschutz nur dann, wenn die ökonomischen Rahmenbedingungen stimmen. Dafür müssten wir die armen Länder anders unterstützen, als wir es derzeit tun.

Was müsste sich konkret ändern?
Es gibt klügere Köpfe als mich, die sich dazu Gedanken machen. Aber ich meine, wir müssten diese Länder erst einmal entschulden. Entwicklungshilfe darf nicht darin bestehen, Geld in den Süden zu schicken, um es dann verdreifacht zurückzupumpen. Mir hat einmal ein Beamter des Deutschen Entwicklungsdiensts allen Ernstes erklärt, dass jeder Euro, der in Afrika für Entwicklungshilfe investiert wird, in dreifacher Höhe wieder zurückkommen müsse – sonst mache Entwicklungshilfe keinen Sinn. Das heißt: Entwicklungshilfe wird immer noch als reine Markterschließung betrieben.

Am Montag ist Ihre Reportage „Bruno, der Bär ohne Pass“ im Fernsehen zu sehen – also ein Film über das Tier, das vor einigen Jahren als „Problembär“ berühmt wurde. Was hat Sie dabei am meisten interessiert?