Heike Baehrens, stellvertretende Vorsitzende der Diakonie Württemberg, über die Vor- und Nachteile der Angebote für Freiwillige.

Stuttgart - Frau Baehrens, was halten Sie vom Bundesfreiwilligendienst?

 

Wir sind im Grunde froh, dass mit dem Bundesfreiwilligendienst (BFD) ein Ersatz für den Zivildienst geschaffen wurde. Die Finanzierung erfolgt über den Bund mit Mitteln, die vorher für den Zivildienst eingesetzt wurden. Positiv am BFD ist insbesondere, dass auch über 27-Jährige in den Freiwilligendienst aufgenommen werden können, er richtet sich also nicht ausschließlich an junge Leute. Wir hoffen natürlich, dass es darüber gelingt, noch mehr Menschen für soziales Engagement zu motivieren.

Halten Sie es für sinnvoll, dass zwei Freiwilligendienste nebeneinander existieren?

Eigentlich nicht. Für die jungen Leute ist es vor allem wichtig zu wissen, dass sie in sozialen Arbeitsfeldern gebraucht werden und dass sie neben dem Taschengeld auch noch ein attraktives Bildungsangebot erhalten. Das ist beim FSJ so und wird auch beim BFD ähnlich sein. Die Schwierigkeit ist jetzt, den Freiwilligen die Unterschiede zu erklären, das führt an manchen Stellen zu Irritationen, daher wäre es von großem Vorteil, man hätte nur ein Angebot und alles andere würde auf der Ebene der Anbieter von Freiwilligendiensten geregelt.

Sollte man die Dienste zusammenlegen?

Grundsätzlich wäre das zu begrüßen, weil es für die Jugendlichen und alle anderen, die sich freiwillig engagieren wollen, übersichtlicher wäre. Wenn es allerdings dazu führt, dass der Bund alles zentral steuert, hätte ich große Bedenken. Wir merken jetzt schon, dass bei der Ausgestaltung des BFD eine Bürokratisierung hineinkommt und auch eine Reglementierung, die nicht hilfreich ist, wenn man freiwilliges Engagement anregen will.

Auf Bundesebene wurde verabredet, dass die Träger innerhalb von acht Monaten ein Verhältnis von zwei BFD-Plätzen zu drei FSJ-Plätzen erreichen sollen. Wie finden Sie das?

Momentan sind wir noch weit davon entfernt. Wir haben im FSJ für das im September beginnende Jahr 650 Verträge abgeschlossen. Im BFD sind es knapp über 50 Plätze. Viele Bewerber und Bewerberinnen entscheiden sich im Zweifelsfall für das bekanntere FSJ. Aber die Zahlen für den BFD werden ansteigen, und wir werden das Unsere dazu beitragen. Wichtig ist es aber, hier keinen künstlichen Wettbewerb zu erzeugen. Wer sich freiwillig engagieren möchte, muss sich auch frei entscheiden können. Ob von daher die Vorgabe des Bundes erreicht werden kann, ist heute nicht absehbar.