Beschleicht Sie Wehmut, wenn Sie sehen, dass sich Unternehmen und Familie doch ein wenig voneinander entfernen?
Nein, das ist auch nicht so. Als wir 1989 an die Börse gegangen sind, habe ich bei der Pressekonferenz in Frankfurt darauf hingewiesen, dass ein Grund für die Aktienemission die Entscheidung der Familie ist, das Unternehmen zu erweitern. Stagnation bedeutet Rückschritt, habe ich damals gesagt. Unmittelbarer Anlass war der Kauf der Firma Behr, eines Spezialisten für Applikationstechnik. Die Dimension war beträchtlich. Dürr hat damals 750 Millionen D-Mark umgesetzt, Behr 350 Millionen D-Mark. Das war schon ein gewaltiger Schritt, und die Börse war das ideale Instrument, das notwendige Geld zu bekommen. Eigentlich war es unser Ziel, die Mehrheit zu behalten, aber als Kapitalerhöhungen erforderlich wurden, war das nicht mehr zu halten. Also: Es gibt keine Wehmut, das war so vorgesehen. Dass wir weiter Einfluss haben wollen, war immer klar. Mir ist aber auch klar, dass meine Kinder weiter weg sein werden als ich es bin; Dürr wird dann klarer ein Vorstandsunternehmen sein – so wie BMW.

Besteht nicht die Gefahr, dass das Unternehmen Opfer eines Übernahmeversuchs wird?
Eine Übernahme? Das wird schwierig, wenngleich das theoretisch möglich ist. Aber kein Kaufinteressent wird ein feindliches Übernahmeangebot machen, wenn es eine starke Minderheit gibt. Er hätte dauerhaft jemanden gegen sich, der außerdem noch über 25,1 Prozent der Anteile verfügt. Das kann sehr unangenehm sein. Denken Sie zum Beispiel an Erich Kellerhals, der bei Media-Saturn nur Minderheitsgesellschafter ist, aber der Muttergesellschaft Metro große Schwierigkeiten bereitet. Eine Übernahme wäre im Übrigen auch sehr teuer. Ein Kaufinteressent müsste wohl weit über dem heutigen Aktienkurs bieten. Die Familie Dürr würde übrigens trotzdem nicht mitmachen.

Die Selbstständigkeit hat einen hohen Stellenwert für Sie.
Ja, und darüber besteht auch im Aufsichtsrat Einigkeit. Klar ist aber auch, dass die Firma so viel Geld verdienen muss, dass sie ohne einen Konzernhintergrund auskommen kann.

Wer aus Ihrer Familie wird in Ihre Fußstapfen treten?
Meine Töchter. Alexandra sitzt ja schon im Aufsichtsrat. Wie sich die beiden anderen, Karoline oder Nicole, einbringen werden, muss man sehen.

Wie definieren Sie Ihre künftige Rolle als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats?
Wenn mich der Aufsichtsratsvorsitzende einlädt, dann komme ich und höre mir an, was Vorstand und Aufsichtsrat zu sagen haben. Bei Hauptversammlungen werde ich nicht auf dem Podium sitzen, sondern im Saal, in der ersten Reihe.

Und wenn der Aufsichtsratsvorsitzende vergisst, Sie einzuladen?
Ich gehe davon aus, dass er das nicht vergisst.