Wie sind Sie auf Klaus Eberhardt als Nachfolger gekommen? Warum macht das nicht Ihre Tochter Alexandra?
Klaus Eberhardt kenne ich aus gemeinsamen AEG- und Daimler-Zeiten. Er ist ein bodenständiger Mann mit sehr viel Erfahrung in einem Unternehmen unserer Größenordnung, der gut zu Dürr passt. Meine Tochter Alexandra hat sich als Aufsichtsrat gut eingearbeitet. Aber sie ist in ihrem derzeitigen Beruf als Ärztin und Wissenschaftlerin weltweit viel unterwegs, so dass sie nicht die notwendige Zeit hätte. Der Vorsitzende ist ja die entscheidende Figur im Aufsichtsrat. Er muss präsent sein und ausreichend Zeit haben, um sich im direkten Dialog mit dem Vorstand über die Vorgänge im Unternehmen zu informieren.

Der Aktienkurs von Dürr hat sich innerhalb von vier Jahren verzehnfacht und liegt jetzt bei gut 80 Euro. Sind Ihre früher geäußerten Zweifel daran, dass es an der Börse rational zugeht, jetzt überwunden?
Anfang 2009 hatten wir eine Sondersituation, da ging in USA eine Bank pleite und Dürr machte 30 Prozent weniger Umsatz. Aber das hat sich ja wieder geändert. Als normaler Ausgangswert müssen 30 bis 40 Euro pro Aktie genommen werden, so dass wir ungefähr eine Verdoppelung erreicht haben. Das ist das Verdienst des Vorstands, der die Umstrukturierung sehr gut hingekriegt hat. Einen entscheidenden Beitrag hat auch die Konzentration des Unternehmens auf den Dürr Campus hier in Bietigheim-Bissingen geleistet. Hier sitzen alle zusammen und kommunizieren auf kurzen Wegen. Der Erfolg spiegelt sich im Aktienkurs, so dass ich schon feststellen kann, dass es zumindest langfristig betrachtet rational an der Börse zugeht. Dass wir jetzt einen Streubesitz von 70 Prozent haben, ist dabei gewiss von Vorteil.

Welche Fehler sind Ihnen in der Zeit seit dem Börsengang unterlaufen?
Zunächst einmal will ich festhalten, dass wir die gesellschaftlichen Trends sehr gut eingeschätzt haben. Ich habe in einer Rede beim Börsengang gesagt, dass wir auf Technologien setzen, die umweltschonend und ressourcensparend eingesetzt werden können. Und dass wir vom Umwelt-Reparaturbetrieb zur Vermeidungsstrategie kommen müssen. Das alles ist heute noch so aktuell wie damals. Genauso wie das Bearbeiten der großen Auslandsmärkte. Nächstes Jahr feiern wir 50-jähriges Jubiläum in Brasilien. Aber Fehler wurden natürlich auch gemacht. Dazu gehört wahrscheinlich die Übernahme eines Lackieranlagenherstellers in Frankreich. Da haben wir nicht richtig aufgepasst. Was personelle Entscheidungen betrifft, so habe ich gelernt, dass man ganz besonders aufpassen muss, wenn einem jemand empfohlen wird.

Was würden Sie sich für die Zukunft von Dürr wünschen?
Dass Dürr sich so weiterentwickelt wie in den letzten Jahren, immer eine technologisch relevante und führende Rolle spielt und dazu engagierte Mitarbeiter findet.