In ihrem neuen Film spielt Helen Mirren die Chefin eines französischen Restaurants, das indische Konkurrenz bekommt. Privat isst die 69-Jährige gerne Curry. Im Interview mit Patrick Heidmann erzählt die Oscar-Preisträgerin, wie sie trotzdem ihre gute Figur behält.

Beverly Hills - - Wenn Helen Mirren Audienz hält, strömt die Presse in Scharen herbei. Und das nicht nur, weil sie in „Die Queen“ niemand anderen als die britische Königin verkörperte und dafür mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Anlässlich der Bestsellerverfilmung „Madame Mallory und der Duft von Curry“ scharte die 69-Jährige kürzlich in Beverly Hills wieder einmal ein Grüppchen Journalisten um sich und stand Rede und Antwort.
Miss Mirren, Sie gucken gerade so amüsiert auf die verschiedenen Aufnahmegeräte, die da vor Ihnen liegen . . .
Ich finde das einfach immer wieder faszinierend. Wenn man so lange dabei ist wie ich, hat man so viele verschiedene Entwicklungsstadien miterlebt. Ich erinnere mich noch an Zeiten, als alle Journalisten einfach mit Block und Stift vor mir saßen. Und dann kamen diese Walkman-artigen Rekorder mit den Kassetten, bei denen man ständig überprüfen musste, ob sie auch wirklich laufen.
Ist Technik etwas, das Sie interessiert?
Ich beschäftige mich nicht wirklich damit. Aber spannend finde ich das schon alles. Nicht zuletzt deswegen wünsche ich mir eigentlich, 150 Jahre alt werden zu können. Einfach um zu sehen, was sich noch alles tut.
Und wie steht es mit Social Media?
Die nun ausgerechnet nicht. Denen kann ich einfach nichts abgewinnen. Mir ist natürlich klar, dass diese sozialen Medien sehr nützlich sein können, sei es in politischer Hinsicht oder für Marketing-Zwecke. Aber irgendwie finde ich sie auch geschmacklos.
Haben Sie es denn mal ausprobiert?
Ganz kurz. Für ungefähr 24 Stunden war ich mal bei Facebook angemeldet. Ich dachte, das könnte vielleicht ein guter Weg sein, auf all meinen Reisen mit den jüngeren Familienmitgliedern in Kontakt zu bleiben. Aber mir das viel zu aufdringlich. Ich wollte nicht, dass Fremde mit mir befreundet sein wollen. Und das, obwohl ich mich natürlich nicht mit meinem echten Namen angemeldet hatte. Irgendwie fand ich das erschreckend.
Kommen wir mal auf den Film „Madame Mallory und der Duft von Curry“ zu sprechen, in dem Sie auch Ihr Französisch zum Besten geben. Das verdanken Sie vermutlich nicht nur dem britischen Schulsystem, oder?
Ein bisschen vielleicht, schließlich habe ich damals dort die Sprache zum ersten Mal gelernt. Aber ich habe einfach auch diese typische britische Liebe für Frankreich und alles Französische. Gerade in meiner Jugend galten die Franzosen ja als die coolsten, schicksten Leute überhaupt. Mein Gott, wollte ich gerne Französin sein. Als erstes angelte ich mir mit meinen 14 Jahren also einen französischen Freund. Jean-Louis war der erste, der sich mein Schulfranzösisch anhören musste. Und trotzdem haben wir bis heute Kontakt.
Besitzen Sie nicht auch ein Haus in Frankreich?
Ja, in der Provence, seit über 20 Jahren. Allerdings steht es gerade zum Verkauf. Denn in Sachen Ferienhaus sind mein Mann und ich inzwischen nach Italien weitergezogen. Weswegen ich derzeit eher versuche, mein Italienisch auf Vordermann zu bringen.
Klingt auf jeden Fall alles so, als sei die Rolle der Madame Mallory wie gemacht für Sie. . .
Was meinen Sie, warum ich mich dafür interessierte? Das Lustige ist ja, dass ich früher nur zu gerne eine französische Schauspielerin sein wollte. Für eine Weile versuchte ich mein Glück sogar in Paris. Ich drehte einen Film dort und miete eine kleine Dachkammer, südlich der Seine. Das war so ein richtiges Bohème-Ding, winzig klein und ganz oben auf einem sechsstöckigen Haus. Irgendwann habe dann ich eingesehen, dass das Leben einem eben nicht alle Träume erfüllt. Deswegen gefiel mir nun „Madame Mallory und der Duft von Curry“ so gut. Endlich konnte ich doch mal so tun, als sei ich eine französische Schauspielerin.
Dass Sie keine besondere Köchin sind, haben Sie schon oft zu Protokoll gegeben. Hat sich das durch den Film verändert?
Meine Sicht aufs Kochen hat sich nicht unbedingt verändert. Dass das Zubereiten von gutem Essen eine Kunst für sich ist, wusste ich auch ohne dass ich sie selbst zwingend beherrsche. Aber dafür habe ich einen neuen Blick auf das Betreiben eines Restaurants gewonnen. Da hat mir der Film noch mal vor Augen geführt, wie viel Hingabe und vor allem Zeit man in einen solchen Betrieb stecken muss. Das weiß ich inzwischen mehr zu schätzen denn je.
Essen ist nicht selten mit bestimmten Erinnerungen verbunden. Welche Gerichte lassen Sie an die Vergangenheit denken?
Da gibt es natürlich ein paar, die meine Mutter früher gekocht hat. Auch sie war keine allzu begabte Köchin, aber ihre Piroschki waren wirklich verdammt gut. Diese mit Kohl gefüllten Teigtaschen hat sie immer für meinen aus Russland stammenden Vater gemacht. Erst kürzlich habe ich mal wieder welche gesessen, auf dem Naschmarkt in Wien. Da war ich gedanklich sofort wieder in meiner Kindheit.
Können Sie sich auch für die indische Küche erwärmen, die im Film ja eine zentrale Rolle spielt?
Oh ja. Mein Mann und ich haben die immer gleiche Tradition, wenn wir nach London kommen. Am ersten Abend gehen wir jedes Mal in ein indisches Restaurant namens Lahore und bestellen Karahai-Hühnchen, Lamm, Linsen und Kichererbsen. Und natürlich das köstliche Naan-Brot. Danach kann man uns nach Hause rollen. Ich glaube den meisten Briten geht es mittlerweile wie mir: das Essen, das man im Ausland am meisten vermisst, ist längst nicht mehr etwas traditionell Britisches wie Roastbeef oder Yorkshire Pudding, sondern ein gutes Curry. Denn jenseits von Indien gibt es meiner Erfahrung nach nirgends auf der Welt so gutes indisches Essen wie in England.
Dürfen Sie denn eigentlich essen, was Sie wollen? Hollywood ist gnadenlos, was die Erwartungen an Schauspielerinnen angeht.
Darum muss ich mich zum Glück nicht scheren. Aber man sollte auch selbst ein bisschen auf den eigenen Körper achten, schließlich ist er unser wichtigstes Instrument. Fit zu sein ist da von Vorteil. Wobei ich wirklich alles andere als fit bin. Denn ich esse eben in der Tat, was ich will. Deswegen kommt es dann schon mal vor, dass ich eine ganz schnöde Diät mache. Die hilft dann manchmal zumindest kurzzeitig. Es sind die gleichen fünf Kilo, mit denen ich schon die meiste Zeit meines Lebens kämpfe. Nur hin und wieder fällt mir dann auch wieder ein, dass ich meine Fitness-Übungen machen könnte.
Was machen Sie denn genau für Übungen?
Ich halte mich da an ein ganz altmodisches Programm, den sogenannten Canadian Women’s Air Fore Excercise Plan. Lauter Übungen, die man bei sich im Schlafzimmer machen kann, und die vor allem nur zwölf Minuten dauern. Das finde ich das Beste daran. Je fitter man wird, desto mehr schafft man in diesen zwölf Minuten. Ich mache das schon mein Leben lang, nur eben viel zu unregelmäßig. Leider, denn eigentlich ist das Ziel, mit diesen Übungen überhaupt erst mal so fit zu werden, dass man in Erwägung ziehen könnte, ins Fitness-Studio zu gehen.
Vor ein paar Jahren machte ein Foto von Ihnen im Bikini Furore, auf dem Sie sexier aussahen als die meisten Ihrer halb so alten Kolleginnen. Hat Sie das damals überrascht?
Ja, sicher. Überrascht, aber auch alarmiert. Einerseits war es natürlich nett, was damals über mich, oder besser gesagt: mein Aussehen, geschrieben wurde. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir das nicht ein wenig geschmeichelt hat. Selbst wenn mitunter maßlos übertrieben wurde. Aber andererseits ist es einfach kein besonders angenehmes Gefühl, zu bloßem Futter für die Klatschpresse zu verkommen. Das ist keine Position, in der ich mich gerne befinde.