Helmut Schmid von der Straßenzeitung "Trott-war" spricht im StZ-Interview über "unmenschliche" Jobs und die Alternativen dazu.

Stuttgart - Helmut Schmid, Geschäftsführer der Straßenzeitung "Trott-war", hält die Hartz-IV-Reform für unmenschlich: "Das Ziel, die Menschen an den Arbeitsmarkt heranzuführen, wird dabei klar verfehlt", sagt er.

Herr Schmid, wie viele Ein-Euro-Jobber arbeiten bei "Trott-war"?


Kein einziger, weil wir diese Art der Beschäftigung für unmenschlich halten. Vielen wird eine feste Arbeitsstelle als Perspektive versprochen, tatsächlich findet aber fast keiner dieser Ein-Euro-Jobber später eine feste Anstellung.

Aber ist es nicht besser einen Ein-Euro-Job zu haben als gar keinen?


Für den Einzelnen vielleicht, der Wirtschaft schadet dieses System aber immens. Die Idee des Gesetzgebers war es, Ein-Euro-Jobber Arbeiten verrichten zu lassen, die sonst nicht gemacht werden würden, Aufräumarbeiten zum Beispiel. Stattdessen konkurrieren die Ein-Euro-Jobs mit Tätigkeiten in der freien Wirtschaft. Zum Beispiel in der Gastronomie, wo die Ein-Euro-Jobber als Küchenhilfen und Bedienungen eingesetzt werden. Oder bei Speditionen, die im Konkurrenzkampf Umzüge dadurch viel billiger anbieten können.

Es gibt aber auch Gegenbeispiele wie etwa das gemeinnützige Sozialunternehmen Neue Arbeit, das bundesweit rund 1400 Ein-Euro-Jobber beschäftigt.


Allerdings nicht ausschließlich im sozialen oder gemeinnützigen Bereich, sondern auch in der hauseigenen Schreinerei, in der Metallfertigung, in der Wäscherei oder bei der Fertigung von Trampolinen. So wurde die Hintertür für Wirtschaftssubventionen weit geöffnet. Ein-Euro-Jobber müssten für gemeinnützige Arbeiten eingesetzt werden, die ohne sie nicht möglich wären. Ich kann bei der Herstellung von Trampolinen aber keine Gemeinnützigkeit erkennen. Den Unternehmen geht es dabei doch nur darum, möglichst billig zu produzieren. Und das gelingt mit Ein-Euro-Jobbern sogar noch günstiger, als in Billiglohnländern wie etwa China fertigen zu lassen. Und zudem ist damit auch den beschäftigten Menschen nicht geholfen.