Ihre Trainingsmethoden gelten als äußerst unorthodox. Besonders in den USA wurde ausführlich darüber berichtet.

 

Den Leuten ist erst jetzt aufgefallen, dass unser Training anders ist. Wir haben es eben aus der Grammatik und dem Regelwerk des Basketballs entwickelt. Immer auf der Grundlage dessen, was ein Basketballer optimal erreichen kann, dass also Dirks körperliche Voraussetzungen und seine "Denke" im Basketball harmonieren. Die Amis machen ein Mordsgedöns daraus. Mittlerweile wird es als Wunderding hingestellt, aber das ist es natürlich nicht. Es ist einfach eine andere Methode, die genau auf Dirk abgestimmt ist.

Sind Sie zufrieden mit Ihrer Arbeit?

Ich habe nicht viel Talent zum Zufriedensein. Sonst würde ich sofort aufhören.

Müssen Sie Nowitzki nun mehr motivieren?

Nein, Dirk hat eine perfekte professionelle Einstellung. Er weiß, dass er manchmal Arbeiten machen muss, die ihm auf den Zeiger gehen. Und natürlich trainiert man nicht jeden Tag mit Lust und Liebe.

Also war der Einstieg jetzt schon schwer?

Na klar. Die Musiker kennen es am besten. Schon wenn man zwei Tage nicht an seinem Instrument war, dann wird es langsam eng. Beim Sportler ist es genauso. Der Basketballer muss eben seinen Körper - also sein Instrument - ordentlich pflegen. Da mussten wir erst mal langsam anfangen.

Wie nehmen Sie den Rummel um ihn wahr?

Für uns ist das im Grunde dasselbe. Nur die Anzahl der Anfragen ist gestiegen. Plötzlich tauchen Verwandte von vor 30 Jahren wieder auf, und man hat auf einmal ganz viele Freunde. Aber wir haben in den vergangenen 13 Jahren sehr gut gelernt zu unterscheiden. Allerdings ist es schon erstaunlich, dass ein Deutscher aus einem Fußballland mit ein bisschen Basketball so einen Hype auslösen kann.

Nun prasselt eine Ehrung nach der anderen auf ihn herein.

Viele sehen die Chance, sich mit Ruhm zu schmücken. Aber da sind auch tolle Sachen dabei. Am Sonntag wird er vom Bundespräsidenten mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt. Für uns ändert das jedoch nichts. Wir kochen nach wie vor nur mit Wasser.

Ihre Beziehung zueinander ist also auch noch immer dieselbe?

Als er 16 Jahre alt war, sind wir ineinander gerannt. Ob das nun Glück oder Pech war, wissen wir beide nicht so genau. Wir haben alle Hochs und Tiefs miteinander ausgeschwitzt und sind nach wie vor zusammen, obwohl es viele Versuche gegeben hat, uns auseinanderzudividieren. Wir haben beide viel voneinander gelernt. Je weiter er auf seiner sportlichen Leiter nach oben geklettert ist, umso mehr kamen auch auf mich andere Fragen zu. Wir haben uns gegenseitig hochgeschaukelt.

Wie denn?

Als wir angefangen haben, wusste ich ja gar nicht, ob ich die Fähigkeit besitze, Sport zu vermitteln. Ich habe auch ein paar Basketball-Bücher in die Hand genommen, aber da stehen nicht so viele Schlauheiten drin. Und wie man zur Weltspitze kommt, steht in deutschen Büchern schon gar nicht.

Trotzdem hat er es geschafft.

Weil wir uns selbst etwas überlegt und das theoretisch ausgearbeitet haben - mit Mathematik und Physik im Hintergrund. Was ist der optimale Schuss? Was sind die optimalen Strategien? Das hat sich als erfolgreich herausgestellt. Wenn man mit Mathematik argumentiert, gibt es kein Gegenargument. Es ist das Werkzeug, das im wissenschaftlichen Zeitalter probat ist. 

"Am Ende werden die Hühner gezählt"

Ihre Trainingsmethoden gelten als äußerst unorthodox. Besonders in den USA wurde ausführlich darüber berichtet.

Den Leuten ist erst jetzt aufgefallen, dass unser Training anders ist. Wir haben es eben aus der Grammatik und dem Regelwerk des Basketballs entwickelt. Immer auf der Grundlage dessen, was ein Basketballer optimal erreichen kann, dass also Dirks körperliche Voraussetzungen und seine "Denke" im Basketball harmonieren. Die Amis machen ein Mordsgedöns daraus. Mittlerweile wird es als Wunderding hingestellt, aber das ist es natürlich nicht. Es ist einfach eine andere Methode, die genau auf Dirk abgestimmt ist.

Sind Sie zufrieden mit Ihrer Arbeit?

Ich habe nicht viel Talent zum Zufriedensein. Sonst würde ich sofort aufhören.

Reizt es Sie, noch mal einen jungen Spieler so zu begleiten wie Dirk Nowitzki ?

Ich bin nie hinter jemandem hergerannt. In der Nähe von Bamberg mache ich in der Turnhalle während der Mittagspause mein Fitnessprogramm, und da können alle kommen. Es kostet nichts. Gerade in den Ferien reisen manche von weit her an, Kleine und Große. Das ist witzig. Denn selbst wer sportlich talentfrei ist, kann immer noch die technischen Bewegungen lernen. Allerdings ist man dann noch kein guter Basketballer, weil man eben nicht weiß, wann man den Vorschlaghammer und wann den Schraubenzieher benutzen muss.

Mit welchem Werkzeug lässt sich in einer Woche eine erfolgreiche EM spielen?

Es liegt an den jüngeren Kerlen. Die Gegner werden Dirk und Chris Kaman doppeln. Wenn die anderen daraus keinen Vorteil ziehen, dann haben wir schlechte Karten. Das müssen wir also geschickt einfädeln. Schönreden kann man alles, aber am Abend werden die Hühner gezählt.

Holger Geschwindner

Sportlich Bevor Holger Geschwindner die außergewöhnlichen Fähigkeiten Dirk Nowitzkis erkannte und förderte, war der mittlerweile 65-jährige Hesse ein erfolgreicher Basketballer. Als deutscher Nationalspieler nahm er 1972 an den Olympischen Spielen in München teil, mit Gießen wurde er dreimal Meister.

Beruflich Als Trainer sieht sich Geschwindner nicht. "Sich 24 Stunden am Tag mit Basketball zu beschäftigen, ist nicht meine Welt", sagt der studierte Mathematiker und Physiker. Auf seiner Visitenkarte steht: "Institut für angewandten Unfug". Er berät auch Unternehmen.