Der Tarifkampf in der Metall- und Elektroindustrie geht in die entscheidende Phase. An diesem Montag soll in Nordrhein-Westfalen verhandelt werden. Mit einem Abschluss rechnet der baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger dann aber noch nicht.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Stuttgart - Wie kann ein Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie allen Unternehmen gerecht werden? Dazu bietet der Verhandlungsführer der IG Metall eine Klausel an, um für einzelne Betriebe abzuweichen. In jedem Fall erwartet er ein Signal des Entgegenkommens von den Arbeitgebern.
Herr Zitzelsberger, im öffentlichen Dienst hat es jüngst einen wichtigen Tarifabschluss gegeben. Hat Verdi-Chef Frank Bsirske gut verhandelt?
Ja, das hat er ausdrücklich – weil der Abschluss mehrere positive Elemente hat: erst mal die ordentliche lineare Erhöhung an sich und die neue Entgeltordnung, die einen weiteren Effekt auf die Einkommen hat. Insgesamt ist das für den öffentlichen Dienst ein absolut gutes Paket.
Ist das Lohnplus im öffentlichen Dienst von 2,4 und 2,35 Prozent über zwei Jahre für die IG Metall ein Maßstab?
Wenn die Arbeitgeber das zum Angebot machen würden, hätten wir zumindest eine Basis, auf der wir verhandeln könnten.
Zuletzt haben Sie und Südwestmetall-Chef Wolf in Pforzheim die Einigkeit hervorgehoben, dass so viele Arbeitsplätze wie möglich langfristig im Südwesten gehalten werden sollen. Ist das nicht selbstverständlich?
Das rührt daher, dass die Arbeitgeber uns pauschal vorgeworfen hatten, wir würden mit unserer Tarifpolitik Arbeitsplätze vernichten. Und sie haben den Abbau von 5000 konkreten Jobs als Beleg für ihre These angeführt. Das ist besonders unseriös, weil diese Fälle mit der Tarifrunde gar nichts zu tun haben, sondern mit strategischen Unternehmensentscheidungen.
Dass dem Land vor allem einfache Arbeit wegen der hohen Lohnkosten verloren geht, ist doch offensichtlich?
Das ist unbestritten so. Dass Rationalisierung und Produktivitätsfortschritte immer zum Wegfall von Arbeit führen, stimmt. Wir müssen dafür sorgen, dass es weiterhin einfache Tätigkeiten gibt und zugleich die Betroffenen höher qualifiziert werden. Mir greift das aber zu kurz. Es entstehen ja auch neue Aufgaben – etwa für Menschen, die die Maschinen und Computer steuern und instandhalten. Deren Zahl hat deutlich zugenommen.
Können beide Seiten infolge dieser Einigkeit nun aufeinander zugehen? Wolf sprach von ersten kleinen konstruktiven Ansätzen.
Ich habe diese Ansätze in der Runde nicht gesehen. Auf dem Niveau des Angebotes, das die Arbeitgeber auf den Tisch gelegt haben, können wir uns nicht aufeinander zu bewegen. Sie müssen schon einen ernsthaften Einigungswillen zeigen. Momentan sehen wir noch eine starke Polarisierung. Die Arbeitgeber vertreten noch immer die Haltung, dass die IG Metall in den letzten Jahren viel zu viel herausgeholt hätte, weshalb sie jetzt mal dran seien. Mit dieser Botschaft werden wir mit Sicherheit zu keinem Ergebnis kommen.
Aber die hohen Durchschnittsverdienste in der Metall- und Elektroindustrie sind Fakt?
Die sind unbedingt Fakt und stabilisieren gerade das gesamtwirtschaftliche Wachstum, das es ohne diese Kaufkraft nicht gäbe. Damit überziehen wir die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen aber definitiv nicht.