Politik: Matthias Schiermeyer (ms)


Die Arbeitgeber dringen angesichts der konjunkturellen Risiken dennoch auf ein Maßhalten in der Tarifrunde?
Was ist das Maß? Wir werden eine verkraftbare Lohnentwicklung ansteuern. Kurz vor Beginn der Tarifrunde werden die Jahresbilanzen 2012 auf den Tisch flattern. Diese werden vielleicht nicht überall die Rekordzahlen des Jahres 2011 wiederholen, aber allenfalls leicht darunter bleiben. Der Metall- und Elektroindustrie geht es im Durchschnitt der Betriebe weiter gut. Selbst das Arbeitgeberinstitut IW sieht für die Industrieproduktion einen kräftigen Aufschwung im zweiten Halbjahr 2013.

Geht die Schere zwischen den Unternehmen weiter auseinander als im Vorjahr?
Es gibt zwei Unterschiede: 2012 hatten wir effektiv einen Nachholbedarf, da die im Februar 2010 unter dem Eindruck der Krise ausgehandelten 2,7 Prozent für das Jahr 2011 nicht den für alle überraschend steilen Anstieg nach der Krise nicht gespiegelt haben. Dieses Argument ist in diesem Jahr nicht gegeben. Zweiter Unterschied ist die stärkere Spreizung innerhalb der Branchen – im vorigen Jahr befand sich praktisch die komplette Metall- und Elektroindustrie im Aufwärtsschwung. Diesmal werden wir eine stabile Entwicklung im Durchschnitt haben, sehen aber jetzt schon eine größere Streuung der Firmen- und Branchenkonjunkturen.

Was folgern Sie daraus?
Das bedeutet für uns, dass wir uns weiter an gesamtwirtschaftlichen Größenordnungen orientieren und Kontinuität in unserer Lohnpolitik zeigen. Wir haben keinen Grund, Asche aufs Haupt zu streuen. Welche Forderung sich aus dem Stimmungsbild in den Betrieben ergibt, werden wir bis Ende Februar sehen. Die Beschlussfassung wird dann Mitte März sein.

Werden Sie strategisch ähnlich offensiv vorgehen wie 2012?
Wir werden eine Forderung erheben mit dem Ziel, sie auch durchzusetzen. Wir hatten nach dem letzten Abschluss eine Riesenzustimmung. Denn erstens lag das Ergebnis nicht so weit von der Forderung entfernt, zweitens wurde die einjährige Laufzeit wegen der schwierigen Prognosen für richtig erachtet, und drittens hat es keine Differenzierungen gegeben – es war für jeden auszurechnen, was er in der Tasche hat.

Diesmal haben Sie keine qualitativen Forderungen – verstärkt das den Druck auf die Lohnzahl?
Das macht ihn auf keinen Fall kleiner. Denn nun steht sie deutlicher im Fokus.

Wäre ein Abschluss wie 2012 diesmal noch beschäftigungsfreundliche Tarifpolitik?
Die Metall- und Elektroindustrie hat den Abschluss 2012 gut verdaut. Das werden die Ertragszahlen zeigen. Die Beschäftigtenzahlen sind erfreulich deutlich gestiegen. Deswegen sehe ich aus heutiger Sicht keinen Grund, auf die Bremse zu treten.