In ihrer neuen Komödie „Wir sind die Millers“ lässt Jennifer Aniston die Hüllen fallen. Im Gespräch mit der StZ spricht die Schauspielerin über den Umgang mit dem Alter und erklärt, warum sie mit 44 Jahren in Hollywood immer noch sexy Rollen spielen darf.

Berlin - – Seit ihrem letzten Film „Wanderlust“ war auf der Leinwand und im Fernsehen nicht mehr viel zu sehen von Jennifer Aniston. Schlagzeilen machte die 44-Jährige nur noch, wie so oft, mit ihrem Privatleben – seit August 2012 ist sie mit ihrem „Wanderlust“-Co-Star Justin Theroux verlobt. Nun meldet sie sich sie mit der Komödie „Wir sind die Millers“ auch beruflich zurück. Im Berliner Hotel de Rome präsentiert sich Hollywoods Ulknudel in Sandalen und neuer Brille im Leoparden-Muster ganz leger und gut gelaunt.
Frau Aniston, in „Wir sind die Millers“ spielen Sie eine Stripperin, inklusive heißer Tanzeinlage. Liegt Ihnen so etwas im Blut?
Scheinbar nicht, denn das war verdammt harte Arbeit. Ich hatte eine tolle Tanzlehrerin und Choreografin, die mir das alles beigebracht hat. Und zwar in stundenlangen Trainings-Sessions! Die größte Herausforderung dabei war eigentlich die Knie-Operation, die ich einen Monat vor den Dreharbeiten hatte. Dadurch war ich in meiner Bewegungsfreiheit ein wenig eingeschränkt. Allerdings ging es bei der Nummer ja auch nicht in erster Linie um Erotik, sondern um augenzwinkernden Humor. Denn wer strippt schon in Capri-Hosen und trutschiger Bluse?
Sexy sein – kann einem das überhaupt jemand beibringen?
Man kann auf jeden Fall allerlei Bewegungen lernen, die zu einem professionellen Striptease dazugehören. Den Rest muss man dann selbst erledigen, da hilft keine Trainerin. Das ist im Grunde wie mit den Dialogen im Film: das Auswendiglernen des Textes ist die eine Sache, ihn dann auch mit Leben zu füllen eine ganz andere. Aber viel wichtiger als das, was ich da getanzt habe, war am Ende sowieso, dass jemand im Schneideraum saß, der das sehr geschickt zusammengeschnitten hat. Danach sah mein Auftritt tatsächlich ganz gut aus!
Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte man Ihre Rolle in Hollywood vermutlich mit einer wesentlich jüngeren Schauspielerin besetzt. Wenn Sie jetzt mit 44 Jahren eine sexy Stripperin spielen, ist wohl wirklich etwas dran, dass der Jugendwahn dort ein wenig gebremst ist, oder?
Das denke ich auf jeden Fall – und merke es auch immer mehr an den Drehbüchern, die mir angeboten werden. Aber ich glaube auch, dass Alter eine Einstellungssache ist. Ob man fünf Jahre jünger oder älter ist, spielt keine Rolle, wenn man sich nicht gehen lässt.
40 ist also das neue 30?
Warum nicht? Aber überall ist das noch nicht angekommen. Die Altersdiskriminierung unserer Gesellschaft bricht sich schon immer noch Bahn. „Für Ihr Alter sehen Sie ja toll aus!“ – solche Sprüche höre ich immer wieder, so als ob ich eigentlich längst abgehalftert in der Ecke sitzen sollte. Dabei spricht doch nichts dagegen, auch noch mit über 40 gerne seinen Körper zu zeigen. Denken Sie an Helen Mirren! Die ist sogar über 60 und noch ein verdammt heißer Feger. Ich hätte jedenfalls mit Anfang 20 noch gar nicht das Zeug dazu gehabt, diese Stripperrolle zu spielen. Wie sagt man doch so schön: die Jugend ist an die Jugendlichen verschwendet!
Weil man das Jungsein nicht zu schätzen weiß?
Vor allem, weil man in der Jugend noch nicht klug genug ist und sein Leben nicht bewusst genug lebt. Was man seinem Körper alles zumutet, weil man jung ist und sich für unbezwingbar hält! Ich jedenfalls war naiv genug zu glauben, dass Burger, Pommes und all der andere Mist meiner Gesundheit schon nichts anhaben würden. Was natürlich schön blöd war.
Und wann setzte da ein Umdenken ein?
Das entwickelte sich langsam, als ich auf die 30 zuging. Mit Sport hatte ich bis dahin eigentlich nichts am Hut gehabt, aber irgendwann realisierte ich, dass es ja doch Spaß machen kann, sich körperlich zu betätigen. Je fitter ich wurde und je mehr ich auch meine Ernährung umgestellt habe, desto besser habe ich mich gefühlt – und sogar geschlafen.