Der VfB-Sportdirektor Jochen Schneider spricht über Stärken und Schwächen des Nachwuchsmodells seines Vereins.

Stuttgart - Der VfB-Sportdirektor Jochen Schneider spricht im Interview über den Verlust von Sami Khedira und Sebastian Rudy, neue Talente und die Stärken und Schwächen des Nachwuchsmodells seines Vereins.

Herr Schneider, Ihr Aufsichtsratschef Dieter Hundt hat kürzlich auf der Mitgliederversammlung verkündet, das oberste Ziel des VfB bestehe darin, den Nachwuchs noch mehr zu fördern. Waren das nur schöne Worte?


Auf keinen Fall. Natürlich ist es so, dass wir jetzt in Sami Khedira und Sebastian Rudy zwei Eigengewächse abgegeben haben. Aber bei Khedira war das nicht zu verhindern, und auch bei Rudy gab es Gründe. Außerdem arbeiten wir permanent daran, in diesem Bereich für Nachschub zu sorgen. Erst vor ein paar Wochen haben wir beispielsweise ein großes Talent von Austria Wien unter Vertrag genommen.

Aber seit 2007 hat nur der Torwart Sven Ulreich den Sprung aus der Jugend zum Stammspieler der Bundesligamannschaft geschafft - eine recht bescheidene Quote.


Es ist eben so, dass nicht jedes Jahr solche Hochkaräter wie Mario Gomez, Sami Khedira und Serdar Tasci dabei sind. Diese Erfahrung machen auch andere Clubs.

Hinzu kommt jedoch, dass der aktuelle Bundesligakader in Ulreich, Tasci, Christian Gentner, Patrick Funk und Daniel Didavi nur fünf Eigengewächse aufweist.


Meiner Meinung nach ist das nicht so wenig. Zumal Ulreich, Tasci und Gentner bei uns Stammspieler sind. Und zu den Eigengewächsen rechne ich auch Christian Träsch, den wir in ganz jungen Jahren von 1860 München geholt haben.

Dennoch stehen in Hoffenheim mehr beim VfB ausgebildete Spieler unter Vertrag als in Stuttgart selbst. Was bedeutet das?


Zum einen, dass der Hoffenheimer Trainer Ralf Rangnick ein Faible für unsere Talente hat. Das spricht wiederum nur für die Qualität unserer Ausbildung. Und andererseits hat jeder dieser Spieler seine eigene Geschichte. Das kann man nicht verallgemeinern. Deshalb schauen wir auch nicht mit Argwohn nach Hoffenheim. Der Fußball tickt heutzutage nun einmal so, dass ein Spieler gelegentlich den Verein wechselt. Das ist völlig normal.

Trotzdem dürfte es der Anspruch des VfB sein, wieder mehr Jugendspieler in den Bundesligakader zu bringen.


Deshalb sage ich auch, dass es nicht reicht, wenn wir die Talente in Baden-Württemberg suchen. Wir müssen da in größeren Dimensionen denken. Ein 18-jähriges Juwel können wir kaum noch verpflichten, aber bei einem 16-Jährigen sieht das etwas anders aus - und unser Markt sollte da ganz Europa sein. Bei der Rekrutierung solcher Leute müssen wir uns verbessern.