Jochen Schweizer hat aus außergewöhnlichen Erlebnis-Trips ein Geschäft gemacht. Nur wer seine eigene Angst überwindet, hat Erfolg, glaubt er.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Jochen Schweizer hat aus außergewöhnlichen Erlebnis-Trips ein Geschäft gemacht. Nur wer seine eigene Angst überwindet, hat Erfolg, glaubt er.

 
Wie muss man sich den Durchschnittskunden des Unternehmens vorstellen, der sich für eine Extremerfahrung interessiert?
Wir unterscheiden zwischen zwei Kundengruppen. Dem Verschenker, der anderen eine Freude machen will und ein möglichst passgenaues Geschenk sucht. Und dem Selbererleber, der die Erlebnisse für sich selbst bucht. Beiden bieten wir eine hohe Qualität an Emotionen, bestes Management und größtmögliche Sicherheit. Übrigens wird ein Großteil der Erlebnisgeschenke von Frauen gekauft. Der Grund dafür ist einfach: Frauen sind nun mal die kreativeren Schenker und beschenken deshalb oft das Kind im Manne.
Ihre Idee ist die „Demokratisierung des Erlebnisses“. Was heißt das?
Wir wollen jedes Erlebnis für jedermann, zu jeder Zeit und an jedem Ort verfügbar machen. Das ist unser Ziel. Variabilität ist hier sehr wichtig, da jeder Mensch seine eigenen, individuellen Vorlieben hat. Es muss nicht immer der Sprung aus dem Flugzeug sein. Es kann auch eine entspannende Städtereise oder eine Übernachtung mit dem Partner in einem romantischen Hotel sein. Die Menschen haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Deshalb bieten wir authentische Erlebnisse an – egal ob beschleunigend oder entschleunigend.
Bedeutet das kommerzielle und reproduzierbare Angebot nicht die „Entmystifizierung“ des Abenteuers?
Abenteuer spielen sich vor allem im Kopf ab. Für den einen ist ein Tag auf einem Falknerhof ein großes Erlebnis, für den anderen ist es die Hundeschlittenfahrt oder die Quad-Tour durch eine Kiesgrube. Ein Abenteuer wird immer individuell empfunden. Wir machen nichts anderes, als jedem Menschen den Zugang zu seinem persönlichen Abenteuer zu ermöglichen.
Jochen Schweizer
Gibt es das genau kalkulierbare Risiko? Ist das nicht ein Widerspruch in sich selbst?
Risikobereitschaft ist meiner Meinung nach eine Grundvoraussetzung dafür, erfolgreich zu sein. Wenn man vor allem Angst hat und diese Angst nie überwindet, kann man weder im Geschäftsleben noch privat etwas erreichen. Waghalsigkeit meine ich damit jedoch nicht. Es geht darum, Situationen, insbesondere gefährliche Situationen, mit Bedacht einzuschätzen und dann eine Entscheidung zu fällen. Wenn dann die Entscheidung gefallen ist, etwas zu tun, sollte dies mit äußerster Konsequenz passieren, mit operativer Exzellenz. Ein Beispiel aus meinem eignen Leben: unvorbereitet, waghalsig in meinen Weltrekord-Bungee-Fallschirmsprung zu gehen – das wäre purer Leichtsinn gewesen. Ich habe bei dieser Aktion ausschließlich mit Profis zusammengearbeitet und alle Risiken abgewogen. So war ich gut vorbereitet und konnte das Risiko auf ein für mich persönlich vertretbares Level minimieren.
Haben Ihre Angebote auch Grenzen? Welchen Nervenkitzel würden Sie niemals verkaufen?
Schon heute bieten wir abgefahrene Erlebnisse, beispielsweise einen Flug ins All oder einen Tauchgang zur Titanic. Wir werden auch in Zukunft immer neue Erlebnisse anbieten. Denn ich gebe zu, ich suche schon immer und auch immer noch Herausforderungen. Grenzen sehe ich da, wo Risiken nicht mehr einzuschätzen sind, Menschen diskriminiert oder verletzt werden oder es sich um Erlebnisse handelt, die moralisch und ethisch nicht vertretbar sind.
Das Gespräch führte Knut Krohn.