Halbzeit-Interview: Für den Bürgermeister Jürgen Troll behält Stadtkernentwicklung hohen Stellenwert.

Heimsheim – - Vor vier Jahren ist Jürgen Troll als neuer Bürgermeister von Heimsheim vereidigt worden. Der damals 48-Jährige löste damit seinen Vorgänger Uwe Rupp ab. Wie der Verwaltungschef seine Zeit im Amt bislang erlebt hat und was in Zukunft noch so alles ansteht, hat er im Gespräch mit der Leonberger Kreiszeitung verraten.
Herr Troll, Sie sind jetzt vier Jahre im Amt: Fühlt sich das denn auch so an, oder haben Sie eher das Gefühl: Eigentlich habe ich doch gestern erst angefangen?
Wie gestern fühlt es sich nicht an. Aber es stimmt, die Zeit ist unheimlich schnell vorbeigegangen. Wobei wir in der Zeit auch viel angestoßen und viel bewegt haben, vielleicht liegt es auch daran, dass es einem so vorkommt.
Sie wohnen nach wie vor in Weissach, nicht in Heimsheim. Gibt es diesbezüglich irgendwelche Pläne?
Nein, da ist nichts geplant. Ich habe mal gesagt, wenn es nicht funktioniert, würde ich meine Konsequenzen daraus ziehen. Aber das war bislang nie ein Problem. Es ist meiner Erfahrung nach auch nicht so entscheidend wo der Bürgermeister wohnt, nur sollte die Entfernung nicht zu groß sein. Von Weissach ist es ein Katzensprung, und ich bin immer präsent, wenn etwas ist.
Hatten Sie trotzdem je das Gefühl, dass das ein Nachteil ist, wenn man nicht auch „mittendrin“ lebt, oder ist es sogar von Vorteil, wenn man nach Feierabend einen Abstand zwischen sich und sein Rathaus bringt?
Das hat sicher Vor- und Nachteile. Entscheidend ist doch, wie man sich mit der Stadt identifiziert. Ich glaube aber, dass man sich so ein Stück Objektivität und Unabhängigkeit erhält. Bei allen Entscheidungen, die ich treffe, geht es nie um meinen Nachbarn, meine Straße, meinen Freund oder meinen Verein.
Zu Beginn Ihrer Amtszeit entstand nach außen oft der Eindruck, dass Sie vor allem aus den Reihen der CDU im Gemeinderat viel Gegenwind bekommen. Wie haben Sie selbst die Anfangszeit in Erinnerung?
Mein erstes Amtsjahr verlief sehr harmonisch. Es wurde etwas, ich sage mal: lebhafter nach der Gemeinderatswahl 2014, aber das hat sich längst wieder eingerenkt. Es ist sicher nicht ungewöhnlich, sich nach einer Gemeinderatswahl politisch ein wenig aneinander zu reiben.
Wie sehen Sie heute die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat?
Wir arbeiten gut zusammen, bei 98 Prozent der Themen herrscht im Gemeinderat breiter Konsens. Und wenn es im Jahr zwei, drei Themen gibt, bei denen die Meinungen auseinandergehen, dann ist es nicht so, dass der Bürgermeister die eine Ansicht vertritt und der Gemeinderat die andere, sondern das Meinungsfeld ist breit gefächert, und wir arbeiten sachlich an einer Lösung. Insofern bin ich zufrieden.
Eines Ihrer großen Themen im Wahlkampf war die Stadtentwicklung: Heimsheim soll schöner werden. Was ist seither passiert oder angestoßen worden?
Der Stadtentwicklungsprozess war eingeschlafen, ich habe ihn dann wieder angestoßen. Der Abschlussbericht der Bürgerbefragung und Bürgerbeteiligung wurde dem Gemeinderat vorgestellt, und der Gemeinderat hat sich darauf verständigt, das Thema Stadtkern herauszugreifen und zu bearbeiten. Inzwischen haben wir dafür einen Rahmenplan fertiggestellt und öffentlich vorgestellt. Das waren alles wichtige Grundlagen dafür, um den Antrag für das Landessanierungsprogramm zu stellen. Heimsheim wurde danach schnell aufgenommen, was sicher an der guten Vorarbeit lag. Von nun an können wir für kommunale und auch private Investitionen im Stadtkern Fördermittel des Landes bekommen.
In einer Ratssitzung ist es bereits angeklungen: Themen wie Stadtentwicklung haben oft das Nachsehen, wenn etwas Akutes wie die Windkraftanlagen dazwischenkommt. Von außen kommt es einem fast so vor, als sei das Projekt zum Stillstand gekommen...
Das wirkt aber nur so. Für meine Begriffe dürfte es manchmal auch schneller gehen, man darf aber nicht zu dem falschen Schluss kommen: Bloß weil man kein neues Bauwerk sieht, passiert nichts. Da sind viele Verfahrensschritte nötig, wie man sieht. Manchmal kommen dann in der Tat noch Themen dazu, mit denen man vorher nicht gerechnet hat und die zusätzlich bewältigt werden müssen. Das war zuerst die Flüchtlingswelle, dann Windkraft, jetzt der Kasten, das nimmt eine kleine Verwaltung wie uns schon mal mehrere Monate in Anspruch und bremst uns ziemlich ab. Aber wir verlieren die Stadtmitte trotzdem nicht aus den Augen.
Welches sind denn die nächsten Schritte?
Der Gemeinderat hat die Projekte ja priorisiert. Ganz oben stehen die Bebauung des Lunaparks und die Bebauung des Schlossgartenwegs hinter den Schlössern. Damit verbindet sich die Idee, den Schlossgarten zu gestalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Von den beiden Projekten werden wir bald hören.