Weniger als 40 Prozent der unter 25-Jährigen aus Deutschland haben bei der letzten Europawahl abgestimmt. Mit einer speziellen Kampagne will die EU nun vor allem junge Wähler ansprechen. Die Gerlingerin Katharina Scheidemantel unterstützt die Aktion.

Gerlingen - Laut der Bundeszentrale für politische Bildung sind bei den letzten EU-Wahlen im Jahr 2014 weniger als 40 Prozent der unter 25-Jährigen in Deutschland zur Wahl gegangen. Die Gerlingerin Katharina Scheidemantel sieht dies mit Sorge. Die 23-Jährige will daher ihre Altersgenossen dazu animieren, bei der Europawahl am 26. Mai abzustimmen.

 

Frau Scheidemantel, was steckt hinter der Kampagne, die Sie unterstützen?

Die Kampagne heißt „Diesmal wähle ich“ und ist vom Europäischen Parlament organisiert. Sie richtet sich vor allem an junge Menschen und will für die Europawahl am 26. Mai werben. Auf der gleichnamigen Webseite gibt es Informationen zur Wahl und Plakate und Handzettel für alle, die die Aktion unterstützen möchten.

Welche Rolle übernehmen Sie dabei?

Die Kampagne läuft sehr dezentral. Jeder macht in seiner Stadt oder Region das, was ihm auffällt, was er tun kann. Ich habe beispielsweise in Gerlinger Geschäften Wahlposter verteilt. Außerdem habe ich mit Brexit-Gegnern vor dem britschen Parlament gesprochen und ihre Sorgen und Ängste aufgezeichnet. Das Video habe ich dann in den Sozialen Medien geteilt. Das war eigentlich gar nicht so geplant. Aber ich fand es wichtig, was die zu sagen hatten: dass sich durch eine Wahl alles für sie verändert hat. Auch, weil viele nicht zur Wahl gegangen sind. Ich sehe die Gefahr, dass uns das auch drohen könnte. Wenn viele junge Menschen nicht zur Wahl gehen, haben wir am Ende womöglich ein Ergebnis, das wir so nicht haben wollten. Dabei müssen wir mit den Konsequenzen am längsten leben.

Wieso beteiligen Sie sich an der Kampagne?

Ich habe die EU schon als Kind früh schätzen gelernt. Mit meinen Eltern habe ich eine Zeitlang in Holland gelebt, später habe ich in England studiert und bin viel durch Europa gereist. Diese Mobilität finde ich toll, und ich habe dadurch auch viele interkulturelle Freundschaften geschlossen. Ich fände es absurd, die innereuropäischen Grenzen wieder hochzuziehen. Es war so ein Fortschritt damals, dass die einzelnen Nationen die EU als friedliches Projekt aufgebaut haben. Wir jungen Menschen haben unglaubliches Glück, jetzt geboren worden zu sein. Unsere Vorfahren sind zum Teil im Gefängnis gelandet, wenn sie ihre Meinung öffentlich geäußert haben.

Wieso gehen Ihrer Meinung nach dann so wenig junge Menschen zur Wahl?

Gerade in Baden-Württemberg geht es uns sehr gut. Da haben wohl viele das Gefühl, dass sie nichts ändern müssen. Aber wenn populistische Parteien stärker im EU-Parlament vertreten werden und wir ein Parlament der Extreme bekommen, wird die EU weniger arbeitsfähig. Was dazu führt, dass die Leute noch EU-skeptischer werden.

Rufen Sie demnach auch gegen nationalistische Parteien auf?

Natürlich wünsche ich mir weniger populistische Partien im Parlament, aber die Wahlwerbung ist komplett parteiunabhängig. Mit ist es nur wichtig, dass die Leute zur Wahl gehen. Ich will ihnen nicht vorschreiben, was sie wählen sollen.

Können sich andere noch engagieren?

Klar. Die Kampagne steht jedem offen, der Werbung für die Europawahl machen will. Wie man sich beteiligt, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass man auf die Wahl aufmerksam macht und seine Mitmenschen dazu animiert, ins Wahllokal zu gehen. Es reicht manchmal schon, auf den eigenen Portalen in den sozialen Medien einen Wahlaufruf zu starten oder Freunde gezielt auf die Europawahl anzusprechen und mit ihnen darüber zu diskutieren. Alles, was Aufmerksamkeit für die Europawahl erzeugt, hilft.