Am 25. Mai startet der mit Skepsis erwartete Filderdialog: Vorab stellt der Moderator Ludwig Weitz klar, dass er die Voraussetzungen für einen offenen Dialog schaffen will.
24.04.2012 - 22:55 Uhr
Stuttgart Am 25. Mai beginnt der von Skepsis begleitete Filderdialog, der die Ferntrasse zwischen Rohrer Kurve und Flughafen zum Thema hat. Seit Montag wird das Verfahren von der Gruppe um Ludwig Weitz vorbereitet. „Es muss vermittelt werden, was am Ende maximal rauskommen kann“, sagt der Moderator.
Herr Weitz, die Vorbereitung des Filderdialogs hat nach einigen Diskussionen im Vorfeld mit der ersten Sitzung der Spurgruppe nun auch offiziell begonnen. Wie ist die Arbeit in Stuttgart angelaufen?
Es war ein ermutigender Auftakt in einer konstruktiven und positiven Atmosphäre. Das ist wichtig, weil die Stimmung auf den Dialog durchfärben wird. Allen Teilnehmern ist bewusst, welche Bedeutung ihre Arbeit hat, und sie sind froh, dass es jetzt richtig losgeht.
Konnten Sie schon konkrete Ergebnisse erzielen?
Wir haben uns zunächst über die Spielregeln verständigt und dabei etwa beschlossen, unsere Arbeit künftig öffentlich und damit transparent zu machen. Außerdem haben wir uns darauf verständigt, einen weiteren Vertreter aus einem der betroffenen Stuttgarter Stadtteile dazuzurufen.
Als Reaktion auf die teils harsche Kritik im Vorfeld an der Nominierung der Teilnehmer in der Spurgruppe?
Dass nicht alle zum Zug kommen können, die sich gerne an der Vorbereitung des Filderdialogs beteiligen würden, ist bei einem Projekt wie Stuttgart 21 mit seinen vielen unterschiedlichen Interessensfeldern nicht zu verhindern. Wir versuchen dabei, die Realität abzubilden. Diese Zusammensetzung haben wir nun auf den Prüfstand gestellt und erkannt, dass die Stuttgarter Belange noch nicht ausreichend berücksichtigt waren. Die Stuttgarter Vertreter der Spurgruppe werden sich nun auf die Suche nach einem Kandidaten machen.
Was sind die nächsten wichtigen Schritte?
Die Gruppe muss sich vor allem über die Teilnehmer verständigen, also welche institutionellen Vertreter mitwirken sollen. Außerdem müssen wir das Thema Zufallsauswahl besprechen. Zu einem gewissen Prozentsatz sollen die Teilnehmer ja über die Einwohnermeldeämter der von der Fildertrasse betroffenen Kommunen und Stadtteile bestimmt werden. Dazu müssen wir uns darauf verständigen, wie hoch der Anteil dieser Zufallsteilnehmer ist, ob 40 oder vielleicht auch nur 30 Prozent.
Welchen Effekt versprechen Sie sich davon, Unbeteiligte zu zwingen, sich in dem Verfahren einzubringen?
Zunächst einmal ist die Beteiligung am Filderdialog freiwillig. Die Erfahrung zeigt aber, dass viele großes Interesse haben und der Verantwortung gerecht werden wollen, wenn sie gefragt werden. Und es sind ja keine unbeteiligten Bürger, auch wenn sie sich vielleicht nicht aktiv engagieren. Es geht in solch einem Dialog darum, möglichst viele Lebensumfelder, Betroffenheiten und Sichtweisen abzubilden. Und wir haben festgestellt, dass gerade die zufällig ausgewählten Teilnehmer gut zwischen zugespitzten Meinungen moderieren können.
Was ja eigentlich Ihre Aufgabe ist . . .
Ich werde lediglich den Prozess moderieren, nicht aber in inhaltliche Fragen eingreifen. Es ist ein Dialog, keine Schlichtung. Es ist daher gut, dass ich in Bonn etwas Abstand zum Thema Stuttgart 21 habe, um mich auf die Prozessgestaltung konzentrieren zu können.
Was stimmt Sie denn zuversichtlich, dass trotz der offenbar festgezurrten Standpunkte ein vernünftiges Ergebnis zustande kommen wird?
Ich bin Berufsoptimist und ich habe ausreichend Erfahrung mit solchen Verfahren. Wir sind schon erfolgreich, wenn es gelingt, Transparenz zu schaffen und einen offenen Dialog zu führen. Dabei müssen nicht alle der gleichen Meinung sein, sondern nur die Bereitschaft zur Kooperation mitbringen. Jeder Akteur hat seine individuelle Sicht der Dinge, die er auch vertreten soll.
Was sind die Voraussetzungen, um einen guten Dialog führen zu können?
Wir brauchen absolute Klarheit in den Vorgaben, dem Beteiligungsrahmen. Sämtliche Fakten und Prämissen müssen bekannt und benannt sein, also etwa finanzielle und planungsrechtliche Aspekte, zeitliche Vorgaben und Sonstiges. Und es muss klar sein, was am Ende maximal zu erwarten ist. Dann kann jeder Bürger für sich entscheiden, ob ihm das zum Mitmachen reicht.
Was sagen Sie den Skeptikern, die von einer Alibiveranstaltung der Bahn sprechen?
Ich habe ja bereits erklärt, dass ich für ein abgekartetes Spiel nicht zu haben bin. Auch bei der Bahn besteht ein ernsthaftes Interesse, die bestmögliche Lösung für die Fildertrasse zu finden. Jetzt liegt es an uns, dafür zu Empfehlungen zu kommen. Die Projektpartner haben ihrerseits zugesagt, diese Vorschläge zu prüfen und sich über den konkreten Umgang damit zu einigen.