Die einen hassen ihn, die anderen lieben ihn: Marcel Reif. Sicher ist – am Samstag ist Schluss. Nach dem Champions-League-Finale hört der 66-Jährige auf. Was er zu seiner Karriere sagt, wie er mit Kritik umgeht und was er über den VfB Stuttgart denkt, erzählt er im Interview.

Stuttgart - Wenn an diesem Samstag (20.45 Uhr/ZDF und Sky) Real Madrid und Atlético Madrid im Finale der Champions League aufeinandertreffen, ist das auch die Abschiedsvorstellung von Marcel Reif. Deutschlands bekanntester Fernsehreporter geht bei Sky in Rente.

 
Herr Reif, Real Madrid gegen Atlético – ein würdiges Spiel zum Abschied?
Auf gar keinen Fall. Ich empfinde es als Frechheit, dass sich ganz offensichtlich weder der FC Barcelona noch der FC Bayern der historischen Dimension dieses Ereignisses bewusst waren und dass sie meine Party schwänzen.
Sie hatten auf ein Finale der Bayern gegen Barcelona gehofft?
Das sind die beiden besten Mannschaften der Welt. Aber auch das jetzige Finale ist eine wunderbare Geschichte. Da treffen die königlichen Schwertschlucker, Jongleure und Clowns auf die Bauarbeitersekte aus der Unterstadt, die Schmuddelkinder. Und wer wie Atlético die Bayern und Barcelona nach Hause geschickt hat, der ist Favorit.
Was überwiegt bei Ihnen: die Wehmut oder die Vorfreude auf das, was vor Ihnen liegt?
Die Wehmut lasse ich noch nicht an mich ran – dass sie vielleicht kommen wird, das will ich nicht ausschließen. Groß ist in jedem Fall die Freude, nicht zu wissen, was danach kommt.
Sie haben gar keine Pläne?
Ich werde ein Buch schreiben, das ist besprochen – ansonsten gibt es null Pläne. Ich werde mir alles anhören und mir vieles überlegen. Sie können aber ganz sicher sein, dass ich nur noch das tun werde, worauf ich Lust habe. Und wenn es nichts ist: auch gut. Keiner kann mich mehr zu irgendetwas drängen.
Sie sind seit Jahrzehnten eine Institution in der Fußballberichterstattung. Warum ist für Sie jetzt der richtige Zeitpunkt, Ihrem Leben eine neue Richtung zu geben?
Ich war 17 Jahre bei Sky – das ist eine enorm lange Zeit. Ich bin immer der Meinung gewesen, dass Otto Rehhagel und Thomas Schaaf zu lange bei Werder Bremen geblieben sind. Man sollte wissen, wann es Zeit ist, Jüngere ranzulassen. Und für mich ist der Zeitpunkt gekommen, neue Spannung aufzubauen.