Und der bärtige Geselle, der in kurzen Hosen im Rathaus herumspringt und die anderen Fraktionen mitunter zur Weißglut treibt, heißt heute Hannes Rockenbauch (SÖS) . . .
Das Verhältnis im Gemeinderat war untereinander nie richtig schlecht trotz erheblicher politischer Differenzen. Oft hat man sich in wichtigen Fragen über alle Parteigrenzen hinaus verständigt.
Das gilt wohl kaum für S 21, das die Stadt und den Rat trotz des Plebiszits spaltet?
Bei dem Thema haben leider alle Gemeinsamkeiten geendet. Es war ein Verhängnis für die Gemeinderäte, denen ich angehörte, das man diesen Konflikt nicht anders bewältigen konnte, weil er zu groß war. Das Projekt liegt nach meiner Ansicht nicht nur quer in der Stadt, sondern auch quer zum bürgerschaftlichen Engagement.
Ihnen wird der Satz zugeschrieben: Lasst mir den Abwasch und die Kultur, macht Ihr die große Politik. War das Ihre Maxime?
Das war meine Unterschrift zu einem Bild, das mich beim Spülen einer Kaffeetasse in der Fraktion zeigt. Ich bin ein schlechter Machtpolitiker und auch kein guter Taktiker. Ich hoffe aber, etwas dazu beigetragen zu haben, dass sich eine alternative Kultur der Politik im Rathaus und in der Stadt weiterentwickeln konnte. Und dass ich die Geschichte der Stadt, ihrer Architektur und des öffentlichen Raums thematisieren konnte.
Sie haben als Stadtrat drei Rathauschefs erlebt: Manfred Rommel, Wolfgang Schuster und jetzt Fritz Kuhn. Können Sie die drei in ihrer Unterschiedlichkeit charakterisieren?
Rommel war ein Charismatiker mit allen Vor- und Nachteilen, Schuster war ein guter Verwalter und offen, für große Ideen, manchmal auch zu offen für zu große Ideen. Fritz Kuhn ist sicher der politischste und rationalste der drei. Ich persönlich bin mit allen dreien gut ausgekommen.
Ihre aktive Zeit als Stadtrat geht am 24. Mai, dem letzten Tag vor der Kommunalwahl, zu Ende. In der von Ihnen mitgegründeten Stiftung Geißstraße bleiben Sie weiter aktiv ?
Mehr denn je. Gerade auch unter dem Aspekt der neuen Flüchtlinge, die bald nach Stuttgart kommen werden, ist eine solche Institution, die sich unter dem Eindruck des schrecklichen Unglücks mit sieben Toten und 20 Verletzten gegründet hat und gegen sich Ausgrenzung und für Toleranz einsetzt, besonders nötig – im Sinne der politischen Kultur.