Der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) übt indirekt Kritik daran,dass Aldi den Eierverkauf gestoppt hat.

Stuttgart - Der Skandal um giftbelastete Eier hat auch in Baden-Württemberg für Aufsehen gesorgt. Landwirtschaftsminister Peter Hauk über die Sicherheit von Lebensmitteln und Pflichten der Lebensmittelbranche.

 
Herr Minister Hauk, wenn Sie die großen Skandale Revue passieren lassen – Glykol im Wein, BSE, Gammelfleisch und Ehec im Jahr 2011 – wo würden Sie den Eierskandal einordnen?
Die Besonderheit in diesem Fall liegt darin, dass er seinen Ursprung im offenbar kriminellen Handeln einer Einzelperson in den Niederlanden hat. Die Bewertung der gesundheitlichen Gefahr für die Menschen ist im Vergleich zu Ehec im aktuellen Fall verschwindend gering. Bei Ehec sind Leute gestorben und schwer erkrankt. Damit haben wir es derzeit nicht zu tun. Ich will nichts herunterspielen. Klar ist, dass Fipronil in Lebensmitteln nichts verloren hat.
Stimmt der Eindruck, dass die Lebensmittelskandale in den vergangenen Jahren eigentlich rückläufig sind?
Unsere Lebensmittel waren noch nie so sicher wie heute. Die Lebensmittelüberwachung und die Analytik setzen alles daran, dass dies so bleibt. Ganz vermeiden lassen sich Lebensmittelskandale nie. Immer dann, wenn kriminelle Energie im Spiel ist, wird es schwierig. Das ist in allen Lebensbereichen so.
Ist der Schritt von Aldi, sämtliche Eier aus dem Sortiment zu nehmen, nicht überzogen? Vielleicht auch ein Trick, sich ein sauberes Image zu geben?
Zunächst einmal liegt die Verantwortung für die Sicherheit der Lebensmittel bei den Unternehmern. Die Behörden überwachen deren Arbeit. Insofern kann ich die Entscheidung von Aldi nicht bewerten. Aus Sicht unserer heimischen Landwirtschaft, die redlich einwandfreie Eier produziert, ist der Schritt wohl eher nicht nachvollziehbar. Für den einen oder anderen Bauern könnte das die Existenz bedrohen.
Wie läuft Ihr Sonderkontrollprogramm „Eier“? Wann sind Ergebnisse zu erwarten?
Mit unserem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt in Freiburg als Europäischem Referenzlabor für Pestizide sind wir hervorragend aufgestellt. Die Lebensmittelchemiker arbeiten gründlich und risikoorientiert. Als wir aus Niedersachsen erste Hinweise erhielten, wurde sofort mit der Arbeit begonnen. Bisher haben wir keine Rückstände in Eiern aus baden-württembergischer Produktion gefunden. Wir setzen das Programm fort und informieren laufend.
Verarbeitete Eier sind im Schadstoffgehalt nicht zu erfassen. Wie lässt sich das Problem lösen?
Wir setzen bei den Rohstoffen an. Wir müssen wissen, ob und wohin belastetes Flüssigei nach Baden-Württemberg gelangt ist. Wir haben den Bund gebeten, dass uns die Holländer die Lieferwege offenlegen. Dann können wir entsprechend vorgehen. Ich sehe da auch die Lebensmittelbranche selbst in der Pflicht. Die Betriebe sind gesetzlich dazu verpflichtet, den Dingen im Sinne eines bestmöglichen Verbraucherschutzes auf den Grund zu gehen.