So erstklassig wie die Elbphilharmonie in Hamburg, aber ganz ohne Kostenexplosion?
Eine Kostenexplosion wie in Hamburg darf es bei uns nicht geben. Naja, aber ganz abgesehen davon wird die Elbphilharmonie jetzt ja trotzdem gefeiert. Das ist ja oft das Paradox: Viele Kulturschätze, auf die wir stolz sind, haben sich Orgien der Verschwendung zu verdanken. Nehmen Sie die Schlösser in Ludwigsburg und Schwetzingen, wo auf Kosten der Untertanen geklotzt wurde. Trotzdem erfreuen wir uns heute an diesen Juwelen. Deshalb darf auch ein demokratisch regiertes und wirtschaftlich erfolgreiches Land wie Baden-Württemberg bei Investitionen in die Kultur nicht sparen. „Krombiera statt Kunst“ war gestern, das ist nicht mehr schwäbisch. Baden-Württemberg ist Schiller, seine Ästhetik, seine Philosophie. Auf diesem Niveau bewegen wir uns: Die Kultur ist genauso wichtig wie Industrie 4.0.
Für die Zeit der Sanierung brauchen Oper und Ballett eine Übergangsspielstätte. Wie sehen da Ihre Pläne aus?
Da halte ich mich zurück. Auch wenn Land und Stadt die gemeinsamen Träger der Württembergischen Staatstheater sind, ist die Interimsspielstätte eher eine Angelegenheit der Stadt, allein deshalb, weil das Land nicht über städtische Flächen verfügen kann. Aber auch hier müssen selbstverständlich hohe Maßstäbe angelegt werden, die baulich und städtebaulich überzeugen.
Wie stark ist – im Zuge der anstehenden Opernsanierung – Ihr Interesse an einer Aufwertung der Konrad-Adenauer-Straße, die gerne als Kulturmeile bezeichnet wird, obwohl sie faktisch noch eine PS-Meile ist?
Das wäre grundsätzlich schon richtig. Als Landeshauptstadt ist Stuttgart der Sitz der Regierung. Und inmitten des Ensembles hervorragender Kulturinstitutionen an der Konrad-Adenauer-Straße liegt der Landtag, der mit seiner transparenten Fassade ein architektonischer Meilenstein ist: gebaute Demokratie, wie man sie in dieser Reinform nur selten findet. Die Kulturmeile städtebaulich aufzuwerten, wäre also ein wichtiges Anliegen, ebenso wie die Aufwertung des Stuttgarter Lindenmuseums.
Was stellen Sie sich beim Lindenmuseum mit seiner ethnologischen Sammlung konkret vor?
Ein Neubau auf dem Gelände von Stuttgart 21 wäre wünschenswert, ein kulturelles Highlight nach all den hitzigen Auseinandersetzungen um das Milliardenprojekt notwendig. Das Völkerkundemuseum, das am Hegelplatz nur ungenügend untergebracht ist, könnte diese Funktion übernehmen. Umgestaltet zu einem „Haus der Kulturen“ könnte es die Wurzeln der vielen verschiedenen Ethnien zeigen, die heute in Stuttgart und Baden-Württemberg zusammenleben. Gerade eine Einwanderergesellschaft wie die unsrige braucht so ein Haus, das dem Zusammenhalt unserer Gesellschaft enorme Dienste leisten könnte – ein kultureller Glanzpunkt, den wir auf dem S-21-Areal setzen müssen.