Ihr Torwarttrainer Michael Fuchs hat nach dem Finale gegen Norwegen verraten, Sie seien durch Ihre Verletzung im Vorfeld zeitweise wie ein Tiger im Käfig gewesen.
Das stimmt. Ich war das erste Mal in meiner Karriere verletzt und habe mich in dieser Phase gar nicht wohlgefühlt. Ich funktioniere aber so, dass ich nur Leistung bringe, wenn ich mich wohlfühle.
Sie hatten der Bundestrainerin dann im Februar eine SMS auf das Handy geschrieben, dass ein Dutzend Pfunde gepurzelt seien. So hat es Silvia Neid verraten.
Ich bin nicht jede Woche auf die Waage gegangen. Aber ich war erstaunt, wie schnell das Training bei mir angeschlagen hat.
Haben Sie jetzt bei den beiden parierten Elfmetern eigentlich an die WM 2007 gedacht, als Sie den Elfmeter der Brasilianerin Marta gehalten haben?
Nein, überhaupt nicht. Es gab kein Rezept, das war einfach Instinkt. Ich war in diesem Moment einfach sauer. Die Schiedsrichterin hat echt nicht gut gepfiffen, und deswegen wollte ich kein Spiel verlieren. Und dann sollte ich vor dem ersten Elfmeter noch das Handtuch aus dem Tor nehmen. Vor dem zweiten habe ich ihr dann gesagt, sie soll mich endlich in Ruhe lassen.
Auf Deutsch?
Auf Englisch.
Sie hätten Rot kriegen können.
Das hätte sie sich nicht getraut. Ich wäre auch nicht vom Platz gegangen. Die hat mich echt aufgeregt. Irgendwann ist auch mal Schluss. Aber egal jetzt.
Beim Schuss vom Solveig Gulbrandsen sind Sie ganz lange stehen geblieben. Warum?
Weil ich morgens mit unserem Torwarttrainer Michael Fuchs noch die Elfmeter der Norwegerinnen aus dem Halbfinale angeschaut habe. Er meinte, dass sie lange auf die Torhüterin schaut und hat mir gesagt, ich soll lange stehen bleiben.
Nach der WM 2007 sind Sie zur öffentlichen Person geworden. Einladungen in Talkshows, Interview, PR-Auftritte. Irgendwann wurde Ihnen das zu viel. Gehen Sie mit solchen Anfragen jetzt anders um?
Damals hatte ich keine Ahnung, was auf mich zukommt. Ich weiß die Dinge jetzt besser einzuschätzen, die mir wichtig und nicht wichtig sind. Man kann bei einer Talkshow ja auch Dinge vermitteln, die einem am Herzen liegen.
Ihr Leben geht bewegt weiter: Im September folgt das Engagement in der australischen W-League bei Brisbane Roar, dann geht es in die amerikanische Profiliga NWSL. Dazu haben Sie eine Wohnung in Frankfurt und ein Haus auf Fuerteventura. Das hört sich nach einem abenteuerlichen Leben an.
Das ist eine perfekte Kombination für mich. Ich weiß, dass das alles kein Nachteil ist. Ich bekomme neue Mitspielerinnen, sammle Erfahrungen in neuen Ligen. Das ist eine Riesenmotivation.
Aber jetzt geht es erst in den Urlaub, oder?
Ja, ich fange in Frankfurt an, dann geht es nach Berlin und dann weiter durch die ganze Welt. Ich habe sieben Wochen frei. Ich kann aber versprechen, dass ich keine sechs Kilo zunehme.