Ist grüne Produktion also auch ein Wettbewerbsvorteil?
Wieso grün? Für mich ist das kein grünes Thema. Nachhaltigkeit ist auch ein sehr konservatives Thema. Und natürlich ist nachhaltiges Wirtschaften ein Wettbewerbsvorteil. Und ich bin überzeugt, dass unsere christlichen Werte uns ohnehin verpflichten, die Schöpfung zu bewahren.
Die Koalition hat die Digitalisierung als großes Thema definiert. Hat Baden-Württemberg dabei Nachholbedarf?
Der Fokus muss zunächst auf dem Ausbau des Breitbandnetzes liegen. Dies wollen wir mit den 350 Millionen, die wir für die Digitalisierung bereit stellen, spürbar forcieren. Einiges ist ja auch schon auf den Weg gebracht. Es gibt die Allianz „Industrie 4.0“, es gibt die Initiative für die Berufsschulen, damit die jungen Menschen schon in der Ausbildung mit dem Thema in Kontakt kommen. Und die Unternehmen investieren ohnehin bereits in diese Richtung.
Baden-Württemberg ist das Land der Tüftler. Aber gibt es auch genug Gründergeist?
Ich glaube schon, aber wir müssen das noch mehr unterstützen. Die aktuell gute Arbeitsmarktlage führt vielleicht dazu, dass der Druck etwa fehlt für Firmengründungen. Aber die Grundstimmung dafür ist schon da. Wir sollten aber an den Hochschulen noch mehr Gründergeist wecken. Wichtig ist, dass Menschen mit Ideen bereits Strukturen und Ansprechpartner vorfinden, um diese unternehmerisch umzusetzen. Solche Netzwerke werden wir weiter fördern.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann kümmert sich gern selbst um Wirtschaftspolitik. Können Sie verhindern, dass er Ihnen die Butter vom Brot nimmt?
In der Außenwirkung steht der Ministerpräsident natürlich an erster Stelle. Wenn Unternehmen eine große Veranstaltung haben, laden sie ihn natürlich ein. Die eigentliche Wirtschaftspolitik wird aber hier im Haus gemacht.
Die CDU hat sich schwer damit getan, Kabinettsposten mit Frauen zu besetzen. Spielt es eine Rolle, dass Sie die erste Frau in diesem Amt sind?
Ich bin hier nicht die Quotenfrau, sondern wegen meines beruflichen Werdegangs und meiner Erfahrung in dieses Amt gekommen. Ich bin sicher, dass ich allein wegen meines wirtschaftlichen Hintergrunds für dieses Amt ausgewählt wurde.
Ist Ihnen die Entscheidung schwer gefallen?
Als man mit mir Kontakt aufgenommen hat, habe ich gesagt: Ich schlaf mal drüber. Dann gab’s viele Gespräche, auch in der Familie, und dann hab ich mich entschieden. Ich bin dem Ministerpräsidenten und dem stellvertretenden Ministerpräsidenten sehr dankbar, dass sie mir diese einmalige Chance bieten, Einfluss zu nehmen und zu gestalten. Ich habe in der Kommunalpolitik oft erlebt, dass Menschen, die nur die Politik und die Verwaltung kennen, gewisse wirtschaftliche Aspekte überhaupt nicht gekannt und berücksichtigt haben.