Familie, Liebe, Country-Musik – Nicole Kidman genießt ihre zweite Lebenshälfte, die sie mit ihrem Mann Keith Urban in Nashville verbringt. Auch wenn sich die Schauspielerin mit ihren 45 Jahren in Hollywood nun auf Charakterrollen verlegen muss.

London - Zu Beginn des Jahrhunderts galt Nicole Kidman als eines der schönsten Gesichter Hollywoods. Nach ihrer Scheidung von Tom Cruise entwickelte sich die Australierin zudem zum Kassenmagneten. Heute muss sich Kidmann in der Branche gegenüber jüngeren Kolleginnen behaupten. In ihrem aktuellen Streifen „Stoker“ spielt sie an der Seite ihrer 23-jährigen Landsmännin Mia Wasikowska. Im Interview im Londoner Soho-Hotel schildert Nicole Kidman ihr Lebens jenseits der 40 und erklärt, warum ihr die Oscar-Nominierung für die 86-jährige Emmanuelle Riva Mut macht.
Frau Kidman, die Dreharbeiten zu „Stoker“ fanden praktisch vor Ihrer Haustür statt. Was reizt Sie an der Country-Musik-Stadt Nashville?
Ich bin eine große Musikliebhaberin, dafür kann ich mich wirklich begeistern. Und die Natur in Nashville so wunderbar. Wir leben zwar mitten im Zentrum. Aber uns gehört auch eine Farm, von da ist es nicht weit in die Smokey Mountains, wo wir gern eine Hütte mieten. Wir führen ein wirklich sehr ruhiges, zurückgezogenes Leben. Ich finde es einfach fantastisch.

Was für Musik hören Sie denn am liebsten?
Ich bin überhaupt nicht festgelegt, ich mag alle möglichen Musikrichtungen. Ich höre beispielsweise gern Countrymusik. Aber ich bin auch ein großer Fan von Jack White, den ich dieses Jahr bei den Grammys erlebt habe, er lebt übrigens auch in Nashville. Genauso wie die „Black Keys“, die mir auch sehr gut gefallen. Aber ich liebe auch Jazz.

Und was ist mit klassischer Musik? Wie lange ist es her, dass Sie zum letzten Mal in der Oper waren?
Mit Opern bin ich groß geworden. Ich war vor kurzem in Australien, aber nur für eine Nacht. Mein Mann Keith hatte einen Auftritt in Brisbane. Und meine Mutter und mein Vater haben sofort gesagt, du kommst mit uns in die Oper, wir sehen uns „Ein Maskenball“ an. Es war wirklich wunderschön und es hat sich genauso angefühlt wie damals, als ich zehn Jahre alt war. Doch es gab einen Unterschied: Diesmal bin ich nicht eingeschlafen. . .(lacht).

Sie halten sich sehr bedeckt, was Ihr Privatleben angeht. . .
Neben der Tatsache, dass die Menschen nicht alles über mich wissen müssen, finde ich auch, dass diese Offenheit mich als Schauspielerin weniger interessant macht. Es gibt heutzutage einfach zu viele Informationen über Schauspieler. Das letzte bisschen Geheimnis geht verloren. Und damit auch die Illusion auf der Leinwand. Ich möchte all diese Dinge über Kollegen gar nicht wissen. Wer aufmerksam hinsieht, wird in meiner Arbeit immer entdecken, in welchem emotionalen Stadium ich mich gerade befinde. Denn natürlich fließt ein großer Teil meiner Gefühle immer mit in die Arbeit ein. Ein bisschen Distanz zum Zuschauer muss sein, sonst funktioniert der ganze Zauber des Kinos auch irgendwann nicht mehr.

Sie haben sich immer gegen unnötige Gewalt in Filmen ausgesprochen. Nun haben Sie mit dem südkoreanische Regisseur Park Chan-wook zusammengearbeitet, zu dessen Markenzeichen Gewaltexzesse vor der Kamera gehören. Hatten Sie keine Bedenken?
Es stimmt, ich mag keine überflüssige Darstellung von Gewalt. Trotzdem bin ich nicht grundsätzlich dagegen und zwar dann nicht, wenn solche Szenen für die Handlung relevant sind. Ich bin der Meinung, auch solche Filme sollten eine Aussage oder eine Botschaft haben. Es darf nicht einfach nur um reine Effekthascherei gehen. Das Drehbuch hat mich inspiriert, deshalb war ich bereit, mich darauf einzulassen. Ich hatte Bedenken, aber aus einem anderen Grund. Ich habe mich gefragt, wie sollen wir einen englischen Film drehen, wenn der Regisseur die Sprache nicht spricht? Aber es war kein Problem, er hatte immer einen Übersetzer dabei.