Staatstragend und spröde sei er mitunter aufgetreten – sagen manche. Doch Wolfgang Schuster kann auch anders: Im zweiten Teil des StZ-Interviews spricht er über eigene Fehler, das Leuze – und über eine Herzensangelegenheit.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Staatstragend und spröde sei er mitunter aufgetreten – sagen manche. Doch Wolfgang Schuster kann auch anders: Im zweiten Teil des StZ-Interviews spricht er über eigene Fehler, das Leuze – und über eine Herzensangelegenheit.

Herr Schuster, über welchen Fehler, den Sie während Ihrer sechzehnjährigen Amtszeit begangen haben, ärgern Sie sich eigentlich am meisten?
Ich wollte die City-Prag zu einem Vorzeigeviertel entwickeln, mit einem neuen Hochhaustyp, der ganz besonders unter ökologischen Aspekten herausragt. Das war, bevor die IT-Blase platzte. Es war Geld ohne Ende auf dem Markt, und wir waren im Gespräch mit einigen, die nicht wussten, was sie damit anstellen sollten.

Sie sprechen vom Trump-Tower des Investors Marseille. Aus Ihren hochfliegenden Plänen wurde nichts.
Die Sache lief gründlich schief. Das Problem lag nur darin, dass wir als Stadt einen Vertrag unterschrieben hatten, in dem stand, dass wir das Projekt in allen Phasen fördern würden. Deswegen konnten wir uns davon nicht mehr verabschieden, sonst hätten wir uns schadensersatzpflichtig gemacht. Wir waren gebunden, obwohl längst klar war, dass das notwendige Geld nicht mehr vorhanden war.

Viele Bürger sind ohnehin skeptisch bei dieser Form der „Stadtmodernisierung“. Sie fühlen sich in ihrem Stuttgart nicht mehr zu Hause.
Es wird immer Menschen geben, denen es gutgeht und die deshalb kein Interesse an Veränderungen haben. Und es gibt Menschen, die sich von der Dynamik der Veränderungen überfordert fühlen. Das verstehe ich auch.

Sehen Sie das nicht zu eindimensional? Nicht jeder, der sich gegen bestimmte Veränderungen stellt, sperrt sich grundsätzlich gegen Neuerungen.
Das stimmt natürlich. Dennoch: Stuttgart lebt vom Export, wir leben davon, dass wir bei Veränderungen permanent ganz vorn dabei sind. Wenn wir das nicht mehr sind, stürzen wir ab. Schauen Sie ins Ruhrgebiet. Auch uns kann es ganz schnell bitter treffen.

Stuttgart kennt die Krise derzeit nur vom Hörensagen.
Sie ist aber längst nicht so fern, wie viele denken. Als ich im Jahr 1997 Oberbürgermeister wurde, befand sich die Stadt in einer schwierigen Phase. In der Krise einige Jahre zuvor sind 50 000 Arbeitsplätze weggefallen. Die meisten Betroffenen saßen anschließend jahrelang auf der Straße. Das war für viele Menschen schrecklich.

Sie haben viele Bauprojekte vorangetrieben. Manche sagen, weniger wäre in einigen Fällen mehr gewesen.
Für mich ist es darum gegangen, die Qualität in der Stadt zu verbessern. Auch beim Bauen. Wenn ich mich umschaue, dann gibt es einige Gebäude, gegen die ich gerne mit dem Bagger fahren würde, beispielsweise das Züblin-Parkhaus oder das Parkhaus hinter dem Rathaus.