Warum hat die Stadt den Sozialen Wohnungsbau eigentlich so vernachlässigt in den vergangenen Jahrzehnten?
Mittel für den Sozialen Wohnungsbau bereitzustellen, war immer die Aufgabe des Landes und des Bundes. Ohne Zuschüsse funktioniert das aber nicht, dafür sind die Grundstückspreise hier einfach zu hoch. Wenn man Mieten will, die noch erschwinglich sind, braucht man Zuschüsse. Den Flüchtlingen ist es geschuldet, dass das Thema jetzt wieder aktuell ist.
Wie wird Leinfelden-Echterdingen nun dieses Thema konkret angehen?
Ob, wann und wie die neue Baulandentwicklung, die wir jetzt anstoßen, erfolgreich sein wird, weiß ich nicht. Die Idealentwicklung wäre: Bei den Baugebieten, die wir gerade versuchen zu entwickeln – was noch Jahre dauern wird –, wollen wir eine Durchmischung von normalen Mietwohnungen, Eigentumswohnungen, Reihenhäusern und sogenannten bezahlbaren Wohnungen hinbekommen. Enteignung ist kein Instrument für den Sozialen Wohnungsbau. Wir sind immer auf die Mitwirkung und die Einsicht der Grundstückseigentümer angewiesen. Das hat auch sein Gutes, es macht die Dinge aber unkalkulierbar. Weil wir als Stadt eben zu wenig eigene Grundstücke haben.
Ist dieser Umstand jemandem schuldhaft zuzuweisen?
Das Angebot an bezahlbaren Grundstücken ist traditionell sehr gering. Schon als ich hierher kam, war der Bestand sehr klein. Ich habe immer versucht, auf den Mangel aufmerksam zu machen, aber einen großen Run hat es nicht gegeben. Bis heute ist beim Gemeinderat die Einsicht nicht ausgeprägt, dass die Stadt Gewerbegrundstücke braucht. Natürlich hat Wohnbau jetzt ein gewisses Prä, aber kein Grundstück zu haben fürs Gewerbe, das darf einer Stadt eigentlich nicht passieren. Dagegen muss man angehen.
Sie widersprechen also der von den Grünen ausgegeben Linie, wonach neues Gewerbebauland überflüssig ist?
Ich widerspreche da massiv. Natürlich ist der Aspekt des Verkehrs sehr wichtig. Das spricht zum Beispiel für den Gewerbepark Echterdingen Ost. Der hat seine Akzeptanz auch dadurch, dass er die Verkehrsanbindung viel lösbarer erscheinen lässt, als wenn ich das irgendwo mitten in der Stadt mache.