Vor der Eröffnung der Oskar-Schlemmer-Ausstellung in Stuttgart hat eine Enkelin des Künstlers die Hoffnung auf Einigung im Erbschaftsstreit. „Ich hoffe, dass wir eine faire Lösung finden“, sagte Janine Schlemmer im StZ-Interview.

Kultur: Adrienne Braun (adr)
Stuttgart - Janine Schlemmer trägt einen berühmten Namen. Viel mehr ist ihr von ihrem Großvater Oskar Schlemmer allerdings nicht erhalten geblieben. Ihre Tante hat ihr das Erbe vorenthalten. Nach zwanzig Jahren gerichtlicher Auseinandersetzungen hofft Janine Schlemmer nun auf eine Einigung.
Frau Schlemmer, was bedeutet die Stuttgarter Ausstellung für Sie?
Ich würde sagen: Es war höchste Zeit. Es ist schade, dass es so lang gedauert hat, aber jetzt freue ich mich.
Sind Arbeiten aus Ihrem Besitz ausgestellt?
Es sind von mir zwei Arbeiten da, Theaterskizzen, die ich von meiner Mutter noch direkt geerbt habe. Aber sonst habe ich ja leider nichts. Ich besitze nur noch ein Porträt meiner Mutter, das ist aber persönlicher.
Welche Rolle spielte ihr Opa in ihrem Leben?
Ich bin lang nach seinem Tod geboren, da war er am Küchentisch natürlich nicht mehr so präsent. Aber durch das Engagement meiner Großmutter Tut war seine Kunst immer sehr präsent. Die Staatsgalerie Stuttgart war für mich in meiner Kindheit ein zentraler Ort.
Haben Sie Ihr Wissen über Schlemmer aus Büchern?
Meine Mutter hat nicht viel erzählt, leider ist sie zu früh gestorben, als dass ich noch hätte nachfragen können. Aber ich weiß, dass sie eine sehr enge Beziehung zu ihrem Vater hatte. Es ist für mich eher ein Erspüren von Geschichte. Ich suche schon nach der Geschichte der Familie, deshalb war ich auch öfters in den Bauhäusern.
Ihre Tante hat Ihnen Ihr Erbe vorenthalten. Inzwischen ist sie gestorben und sind von der Familie nur noch ihr Sohn Raman und Sie übrig geblieben. Hat sich inzwischen etwas bewegt?
Leider nicht. Der Richter hat eine Mediation angeraten. Ich hoffe, dass wir eine faire Lösung finden, auch eine Lösung, die dem Werk gerecht wird. Das ist durch die Jahrzehnte Streit leider in den Hintergrund getreten. Aber die Mühlen mahlen unglaublich langsam, das zieht sich jetzt seit zwanzig Jahren hin. Ich versuche zwar, mein ganz normales Leben zu leben, aber es ist nicht schön, mit so einer Last zu leben. Dabei ist es eigentlich etwas Großartiges, so einen Großvater zu haben.
Ihre Tante hat – trotz Urteil des Bundesgerichtshofs – nicht offengelegt, was aus dem Nachlass wurde. Worüber müssen Sie sich nun mit Ihrem Cousin Raman einigen?
Das betrifft nur einen Teil des Werkes – den, der sich in Museen befunden hat. Ich konnte nur die Dinge einklagen, die sichtbar sind. Aber es gibt noch viele andere Sachen irgendwo. Da ich nicht weiß, wo sie sind, konnte ich sie in meiner Klage auch nicht mit einbeziehen.
Das, was aus dem Nachlass in Museen hing, sollte 2008 in Köln versteigert werden. Die Angelegenheit ist noch nicht geklärt?
Nein. Die Auktion wurde gestoppt – und seither hat sich nichts getan. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.