Die 34-jährige Franziska Brantner aus Lörrach zählt zu den Frischlingen im Bundestag. Sie hat eine Tochter und macht für die Grünen jetzt in Berlin Familienpolitik. Furcht vor dem „Zeitarbeitsvertrag“ in der Politik hat sie nicht.

Stuttgart- - Die 34-jährige Franziska Brantner aus Lörrach zählt zu den Frischlingen im Bundestag. Sie hat eine Tochter und macht für die Grünen jetzt in Berlin Familienpolitik. Furcht vor dem „Zeitarbeitsvertrag“ in der Politik hat sie nicht.
Frau Brantner, Sie haben Politik studiert, über die Vereinten Nationen promoviert, waren im Europaparlament und sind jetzt im Bundestag. Anscheinend wollen Sie Berufspolitikerin werden. Sind Sie ein Mensch, der Risiken liebt?
Ich bin bereit, Risiken einzugehen. Dass ich sie liebe, würde ich nicht sagen. Ob ich mein Leben lang Berufspolitikerin sein will? Mal sehen. Politisch arbeiten werde ich sicher immer, weil dafür mein Herz schlägt. Im Augenblick glaube ich, dass ich in dem engen politischen Geschäft von Partei und Parlament etwas erreichen kann. Aber irgendwann kann ich auch wieder bei einem Verein, einer deutschen oder internationalen Organisation tätig sein.
Als Parlamentarierin haben Sie ein höheres Arbeitsplatzrisiko als normale Arbeitnehmer.
(Sie lacht) Alle vier Jahre wieder.
Wie leben Sie damit, dass das Mandat nur ein Arbeitsvertrag auf Zeit ist?
Das ist Demokratie. Einerseits gibt es den Auftrag, aus der Zeit das Beste für „eine bessere Welt“ zu machen und – in der Opposition – mit seiner Arbeit dazu beizutragen, dass die Partei bei der nächsten Wahl gut abschneidet. Andererseits hat man als Einzelner nicht die Hoheit über Erfolg oder Misserfolg der Grünen in vier Jahren. Manchmal gilt einfach: mitgefangen – mitgehangen.
Ihre individuelle Berufsperspektive hängt von der Kollektivleistung der Grünen ab.
Das ist ja auch gut so, weil Demokratie Mehrheiten braucht. Aber natürlich wäre es toll, wenn wir es in Baden-Württemberg schaffen, grüne Direktmandate zu erobern. Ich hoffe, dass wir irgendwann so stark sind, dass sich Abgeordnete als Einzelpersonen bei der Direktwahl im Wahlkreis durchsetzen.
Macht und Mandate müssen in der Demokratie befristet sein – so weit der Überbau. Als Mensch kann einem dabei schwummerig werden, oder?
Mich beschäftigt mehr, dass meine Mitarbeiter von meinem Mandat abhängen. Mir wird schwummerig, wenn einer sagt: mit zwei kleinen Kindern bräuchte ich an sich eine stabilere Perspektive als diese Wahlperiode. Für mich bin ich optimistisch, dass ich morgen wieder etwas finde, was mir Spaß macht und wovon ich leben kann. Ich fühle mich nicht abhängig vom Mandat. Andernfalls hätte ich vielleicht manchmal Bammel.
Haben Sie neben dem Mandat überhaupt Zeit, Daseinsvorsorge für ein „Leben danach“ zu betreiben?
Ich versuche, alte Netzwerke zu pflegen. Informationen von außen zu holen ist im täglichen Hamsterrad generell eine Herausforderung für uns Abgeordnete. Ich blocke manchmal Termine im Kalender, weil ich offen für spannende Themen bleiben will, auch wenn ich im Parlament nicht für sie zuständig bin.
Manche Ihrer Kollegen hat die Abwahl kalt erwischt. Wären Sie gewappnet?
Vorbereitet ist man wohl nie, schon weil man bis zum letzten Moment für den Wahlerfolg kämpft. Es ist natürlich gut, wenn man mal Alternativen im Kopf durchgespielt hat. Aber wahrscheinlich ist man immer geschockt. Das würde mir auch so gehen.