Wo sehen Sie den Markenkern der AfD?
Bei der AfD war der Markenkern schnell klar: die Kritik an der Eurorettungspolitik. Damit hat sie bei der Bundestags- und Europawahl Stimmen geholt. Sie ist ohne Frage eine wirtschaftspolitisch marktliberale Partei, das sehen auch Luckes Gegner so. Dieser Markenkern ist jetzt jedoch verdeckt und spielt in der Wahrnehmung seit den Landtagswahlen im Osten Deutschlands keine Rolle mehr. Der Markenkern in der Gesellschaftspolitik ist aber noch nicht definiert. Wie weit rechts sie steht, ist nicht klar. Das muss klar gemacht werden.
Würden Sie sagen, dass die AfD immer stärker rechtspopulistisch geworden ist?
Ja, das kann man schon sagen. Wobei die Partei gesellschaftspolitisch noch nie auf der progressiven Seite stand. Nur es hat in der Außenwahrnehmung keine Rolle gespielt. Am Anfang wurde sie als Ein-Themen-Partei der Eurokritik wahrgenommen, was sie aber nie war. Nun wird sie über ihre Ansichten zur Asylproblematik oder Grenzkriminalität definiert. Doch da ist ihre Position einfach nicht eindeutig.
Wovon hängt es ab, ob die Partei eine gemäßigte Positionierung schafft?
Von der Kompromissbereitschaft der beiden Lager. Wenn Lucke Vorsitzender bleiben will, wird er Zugeständnisse machen müssen an das nationalkonservative Lager. Das hat er auch bereits getan. Er darf den Nationalkonservativen aber auch nicht zu viel geben. Eine Rechtsaußenpartei, der man das Etikett Rechtspopulismus ankleben kann, hat keinerlei Chance, bundespolitisch eine Rolle zu spielen. Das zeigen die DVU oder die Republikaner.
Was bedeutete es für die Parteienlandschaft, sollte die AfD es schaffen, sich als gemäßigte konservative Partei zu positionieren?
Wenn sie sich als konservative, aber klar von Rechtsaußen abgegrenzte Partei darstellt, hat sie eine Nische. Dann könnte sie als ein sehr großer Konkurrent der FDP und auch der CDU bestehen und wäre in Zukunft auch irgendwann koalitionsfähig.