Der VfB-Profi Patrick Funk (23) gehörte bei der U-21-EM in Israel zum deutschen Team, das früh ausgeschieden ist. In der StZ zieht er eine Bilanz.

Stuttgart - Nach zwei Jahren bei St. Pauli kehrt Patrick Funk (23) jetzt zum VfB Stuttgart zurück. Für den Mittelfeldspieler ist es ein Neustart – auch nach der verkorksten U-21-EM, die am Dienstag mit dem Sieg von Spanien zu Ende gegangen ist.

 

Herr Funk, Sie gehörten zum EM-Aufgebot. Haben Sie das bittere Aus verarbeitet?
Einigermaßen. Es hat weh getan, weil wir mit großen Erwartungen angetreten sind. Schließlich hatten wir zuvor in der Qualifikation kein einziges Spiel verloren.

Und dann?
Dann haben wir zum Auftakt gegen Holland die erste Halbzeit komplett verschlafen. Nach dem Wechsel waren wir dann zwar viel besser, aber am Ende haben wir trotzdem unglücklich verloren. Deshalb standen wir gleich gewaltig unter Druck.

Auch weil der Torhüter Bernd Leno bei den Gegentreffern nicht die beste Figur abgegeben hat. Sie sind mit ihm befreundet. Mussten Sie ihn trösten?
Er hat selber gewusst, dass das nicht sein Tag gewesen ist. Aber Bernd ist ein toller Keeper und hatte auch in dieser Partie richtig gute Aktionen. Er brauchte keine Ratschläge von mir und hat das gut verkraftet.

Schwer zu ertragen war dagegen wohl die anschließende 0:1-Niederlage gegen Spanien, als dem deutschen Team schonungslos die Grenzen aufgezeigt wurden.
Das war schon deprimierend. Die Spanier waren uns in diesem Spiel in jeder Beziehung überlegen. Sie waren schneller und konnten ihr Kurzpassspiel aufziehen. Das beherrschen sie wie im Schlaf. Man hat gesehen, dass das alles überragende Fußballer sind – wie Isco oder Thiago Alcantara.

Im deutschen Team fehlten André Schürrle, Julian Draxler und Ilkay Gündogan, die zur A-Nationalmannschaft gehören. Wäre es nicht sinnvoll gewesen, sie trotzdem für die EM zu nominieren?
Dass diese Spieler viel Qualität haben, sieht man jede Woche in der Bundesliga. Natürlich hätten sie uns helfen können, aber es bringt nichts, jetzt darüber zu diskutieren. Die Entscheidung war eine Sache des DFB, der auf die Spieler gesetzt hat, die auch am Ende der Qualifikation dabei waren.

Auffällig ist, dass es im deutschen Fußball viele talentierte Mittelfeldspieler gibt, aber nur wenige Verteidiger und Stürmer. Sollte man da das Ausbildungssystem überdenken?
Dadurch dass der FC Bayern und Borussia Dortmund in diesem Jahr das Finale der Champions League erreicht haben, schaut man jetzt noch mehr darauf, was bei uns in der Liga und speziell auch im Nachwuchsbereich passiert. Aber erstens schlafen die anderen Nationen auch nicht. Und zweitens haben unsere Jugendnationalmannschaften in den letzten Jahren auch schon einige Titel gewonnen.

Aber aktuell ist nicht nur die U 21 gescheitert, sondern auch die U 19 und die U 17, die sich nicht mal für die EM qualifizieren konnten. Läuft da nicht grundsätzlich was schief?
Ich weiß zwar, was Sie meinen, aber so weit würde ich nicht gehen. Das ist eine Momentaufnahme. Wir haben genügend Talente. Da kommt noch viel Qualität nach.

Diskutiert wurde nach dem Auftritt in Israel auch darüber, ob der Trainer Rainer Adrion noch der richtige Mann für einen Neuaufbau ist. Was meinen Sie?
Wir waren alle sehr enttäuscht. Aber das Verhältnis zwischen den Spielern und Rainer Adrion hat gestimmt. Ich bin überzeugt, dass er wieder ein Team mit vielversprechender Perspektive entwickelt.

Die Fragen stellte Thomas Haid.