René Pollesch hält nichts davon, dass Schauspieler in Rollen schlüpfen, wie er im StZ-Interview erzählt. Am Freitag kommt am Staatstheater sein neues Stück „Die Revolver der Überschüsse“ heraus.

Stuttgart – Auf der Bühne wird viel geschrien, getobt, geblödelt – dabei beleuchtet kaum ein Theatermacher unsere Lebenswelt so scharfsichtig wie René Pollesch. Am Freitag bringt der Autor und Regisseur im Nord sein neues Stück heraus: „Die Revolver der Überschüsse“. Der Titel hat ihm gefallen, sagt Pollesch im Interview – während der Proben hat sich das Stück allerdings immer mehr davon entfernt, und nun geht es vor allem um die Stimme des Herzens – und was von der Liebe übrig ist.
Herr Pollesch, Sie bringen in Stuttgart Ihre neunte Inszenierung heraus. Gehen Ihnen die Stoffe nicht aus?
Ich habe in den letzten zwölf Jahren über sechzig Stücke gemacht. Aber nein, das glaube ich nicht, es gibt genug zu tun.

Sie beziehen sich auf unsere aktuelle Lebenswelt, die sich durch Technik und Medien ständig neu erfindet. Wie behalten Sie den Kontakt zur realen Welt?
Ich habe großen Kontakt zur realen Welt. Aber es geht mir in den Arbeiten auch nicht darum, mit den Medien und neuen Technologien Schritt zu halten. Ich bin nicht bei Facebook oder Twitter, um etwas darüber herauszufinden. Jedenfalls nichts anderes als die, die da sonst sind. Also wofür das gut sein könnte? Ich sehe mich nicht auf dem neutralem Standpunkt eines Autors, der die Welt beobachtet.

Worum geht es in dem neuen Stück? Es klingt nach Wirtschaft.
Ja, darum geht es genau – aber nicht bei uns. Die Überschrift habe ich mir geborgt, es ist eine Kapitelüberschrift aus dem Buch „Wofür es sich zu leben lohnt“ von Robert Pfaller. Ich habe ihn gefragt, und er hat es mir erlaubt. Ich fand den Titel gut, aber das Stück ist tatsächlich ein anderes geworden.