Die New Yorker Schauspielerin Scarlett Johansson spricht mit der StZ über die Wahl ihrer Filmrollen, über Kaugummis, ihr Engagement für Oxfam und dänische Weihnachtslieder. Fragen zu ihrer viel zitierten Sinnlichkeit wiegelt sie genervt ab.

Toronto – In ihrem gerade angelaufenen Film „Don Jon“ spielt Scarlett Johansson eine junge Frau, die glaubt, die große Liebe gefunden zu haben. Doch dann wird ihr klar, dass ihr vermeintlicher Traumprinz süchtig nach Internetpornos ist. Beim Interview mit der StZ in Toronto verrät die 28-Jährige, was sie im echten Leben mit der Frau im Film gemeinsam hat.

 
Frau Johansson, Sie sind sehr wählerisch, wenn es um Ihre Rollen geht. Was hat Sie an dieser Komödie gereizt?
Ich fand tatsächlich das Thema spannend, denn hier geht es ja nur vordergründig um Pornografie. Egal, ob es sich um Pornos, romantische Komödien, Werbung oder Hochglanzmagazine dreht: Wir werden ständig mit Ansprüchen und Wunschbildern konfrontiert, die unerreichbar sind. Trotzdem orientieren wir uns an ihnen. Und es ist doch so, dass diese Ideale, die wir ständig irgendwie konsumieren, sogar unsere zwischenmenschlichen Beziehungen beeinflussen. Und mit dieser Gemengelage hat Jo (Joseph Gordon-Levitt) gespielt. Er wollte demonstrieren, wie verrückt das Ganze eigentlich ist.
Joseph Gordon-Levitt, der die Hauptrolle spielt und zum ersten Mal Regie führt, hat die Rolle extra für Sie geschrieben. Konnten Sie denn Einfluss auf das Drehbuch nehmen?
Jo hat mir den allerersten Entwurf gezeigt. Wir haben zeitweise auch gemeinsam am Drehbuch gearbeitet, er und ich haben Szenen für unsere jeweiligen Charakter geschrieben. Er fand es gut, dass ich meine weibliche Sichtweise eingebracht habe. Und so haben wir unseren Charakteren Leben eingehaucht. Er war von dieser Art der Zusammenarbeit begeistert.
Im Film spielen Sie eine Frau, die ihren Partner nach ihren Vorstellungen verändern will. Können Sie das Verhalten nachempfinden?
Wir sind doch alle ein bisschen wie die Frau, die ich spiele. Wir nehmen unsere Partner nicht so, wie sie sind, sondern versuchen, sie in Schablonen zu pressen. Wir stellen uns vor, eine Beziehung ist einfacher, wenn der andere sich so verhält, wie man es will. In diesem Denkmuster ist es sogar am allerbesten, wenn der andere so reagiert wie man selbst. Wir sollten uns aber immer wieder bewusst machen, dass Beziehungen so nicht funktionieren. Wir müssen uns auf unseren Partner einlassen und sein Anderssein akzeptieren.
In fast jeder Szene haben Sie einen Kaugummi im Mund. Ist das nicht normalerweise beim Drehen strengstens verboten?
Da ich sowieso jemand bin, der viel Kaugummi kaut, habe ich nur nach einer Gelegenheit gesucht, das auch in einem Film auszuschlachten. Normalerweise muss ich es ja rausnehmen, wenn die Kamera läuft, doch diesmal stand sogar jemand immer mit einer neuen Packung Kaugummi bereit. Das war großartig. Das ständige Kauen meiner Figur symbolisiert, dass sie ständig konsumieren oder zu tun haben zu muss.
Sie werden häufig als sinnliche Frau mit Sexappeal besetzt. Fühlen Sie sich zu sehr auf diesen Rollentyp reduziert?
Ich möchte generell nicht auf einen Rollentyp festgelegt werden, ob sexy oder nicht. Als ich jünger war, hatte ich viel Glück, sehr viele ambivalente Charaktere spielen zu dürfen – Mädchen, die erwachsen werden, die zu Frauen werden, deren Leben sich entscheidend verändert. Und genauso ging es mir damals ja in meinem Leben auch. Nicht nur ich habe mich weiterentwickelt, auch meine Rollen. Nun spiele ich erwachsene Frauen, dynamische Charaktere. So ist der Lauf der Dinge. Es fühlt sich so an, dass sich für mich die richtigen Dinge zum richtigen Zeitpunkt ergeben.
Dem Käfig der romantischen Komödie sind Sie jedenfalls entkommen. Nehmen Sie solche Rollen erst gar nicht an?
Ich habe nie derartige Drehbücher bekommen, die mir gefallen haben. Das Genre mag ich schon. Aber es gibt nur wenige gute romantische Komödien. Viele sind zu klischeehaft. Deshalb habe ich es bisher vermieden, darin mitzuspielen.