So gut wie alle Menschen haben wiederkehrende Träume. Der Leiter des Mannheimer Schlaflabors, Michael Schredl, gibt Tipps, was man tun kann, wenn diese unangenehm sind. Außerdem erklärt er, wie man im Schlaf seine Fähigkeiten verbessern kann.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Mannheim -

 
Herr Schredl, wovon hängt es ab, was wir nachts träumen?
Der Inhalt der Träume hängt davon ab, was wir tagsüber tun. Allerdings liegt ein Schwerpunkt im sozialen Bereich. Studenten beispielsweise, die ja tagsüber vor allem in Vorlesungen sitzen und lernen, träumen nachts nicht schwerpunktmäßig vom Lernen, sondern von sozialen Interaktionen, also von ihren Freunden und Partnern. Und generell gilt die Regel: Umso mehr Stress man im Alltag hat, umso mehr Stress erlebt man auch im Traum. Aus den Träumen lassen sich Rückschlüsse auf das momentane Befinden ziehen.
Was kann man bei häufigen Albträumen tun?
Im Mannheimer Zentralinstitut für seelische Gesundheit haben wir eine Albtraum-Sprechstunde. Dabei geht es darum, dass die Menschen mit wiederkehrenden Albträumen die Fähigkeit erlernen, die unangenehme Situation in den Träumen zu verändern. Wir gehen mit den Menschen den Albtraum gemeinsam durch und leiten die Person an, ein neues, konstruktives Ende zu finden. Dabei ist es hilfreich, sich den ursprünglichen Traum aufzuschreiben sowie die neue Situation. Dadurch verändert sich der Albtraum nach einer gewissen Zeit.
Sie gelten als Klarträumer. Was bedeutet das?
Klarträume, die man auch als luzide Träume bezeichnet, sind Träume, während denen man weiß, dass man träumt. Geübte Klarträumer können die Handlung im Traum beeinflussen. Das gelingt auch mir gelegentlich. Laut unseren Studien hatte etwa die Hälfte der Bevölkerung schon einmal einen Klartraum. Insgesamt sind solche Erlebnisse aber selten, nur etwa ein Prozent der Menschen hat regelmäßig luzide Träume.
Wie wird ein Mensch eigentlich zum Klarträumer?
Es gibt verschiedene Techniken, um die Häufigkeit solcher Träume zu erhöhen. Effektiv sind sogenannte Realitätschecks. Das bedeutet, dass man sich im Wachzustand fünf- bis zehnmal täglich fragt, ob mangerade träumt oder wach ist. Dabei kommt man natürlich immer zu der Antwort, dass man wach ist. Wenn man dies regelmäßig macht, führt das dazu, dass man sich auch im Traum irgendwann diese Frage stellt. Dann fällt einem etwa auf, dass man weiter springen kann, als dies in der Realität möglich ist. Dadurch merkt man, dass man träumt.
Wie weit ist die Forschung derzeit im Bereich der luziden Träume?
Wir in Mannheim haben kürzlich eine Studie zum Dartwerfen im Klartraum gemacht. Denn wer im Traum Bewegungsabläufe übt, kann seine Leistung verbessern. Also haben wir untersucht, ob Menschen, die im Traum Dart geübt haben, am Morgen danach besser zielen. Es ist tatsächlich so. Zudem untersuchen wir, wie gut man luzide Träume beeinflussen kann und wie sich die Zeit im Traum zu der Zeit in der Realität unterscheidet.
Mal weg vom Traum, hin zum Schlaf: Wovon hängt es ab, wie gut wir schlafen?
Bei den klassischen Ein- und Durchschlafstörungen, die als Insomnie bezeichnet werden, gibt es eine gewisse genetische Veranlagung. Allerdings ist dies eher ein untergeordneter Faktor. Eine größere Rolle spielt der Stress: Umso mehr die Menschen über ihren Schlaf nachdenken, umso größer werden die Schlafprobleme. Die Menschen ärgern sich, werden nervös, wenn sie nicht einschlafen können oder nachts aufwachen. So entsteht ein Teufelskreis.
Wie helfen Sie Patienten mit Schlafstörungen?
Wir führen ein Schlaftraining durch, das etwa zehn bis 15 Wochen dauert. Zunächst einmal erteilen wir eine Schlafrestriktion, das heißt wir verkürzen die Bettzeit der Probanden auf fünf Stunden. Außerhalb dieser Zeit darf nicht geschlafen werden, auch kurze Nickerchen sind nicht erlaubt. 70 Prozent der Probanden schlafen bereits nach zwei bis drei Wochen deutlich besser. Anschließend verlängern wir die Bettzeit um jeweils 15 Minuten pro Woche, so dass die Menschen wieder zu einer normalen Schlafenszeit zurückfinden. Generell ist es für Menschen mit Schlafstörungen auch wichtig, dass sie jeden Tag zu einer relativ ähnlichen Zeit abends ins Bett gehen sowie morgens aufstehen.