Erika Berger hat nichts dagegen, wenn man sie als Mutter des Sex-Talks im Fernsehen bezeichnet – und sie ist weiter auf Sendung. Doch sie macht sich Gedanken über die zunehmende Sexualisierung der Frau im Fernsehen Gedanken.

Stuttgart - Erika Berger hat nichts dagegen, wenn man sie als Mutter des Sex-Talks im Fernsehen bezeichnet – und sie macht weiter. Sie macht sich über die zunehmende Sexualisierung der Frau im Fernsehen, Liebe in Zeiten des Internets und ihr Image als Sex- und Erotik-Beraterin Gedanken.

 
Frau Berger, kennen Sie die „Wild Girls“?
Nein, wer sind die?
Zehn C-prominente Frauen, die halb nackt auf High Heels durch die Wüste stolpern . . .
Ach, ja, diese Mädels.
. . . und dämliche Prüfungen bestehen müssen. Was sagt die Pionierin des Sex-Talks im Privatfernsehen zu dieser Entblößung?
Es steht mir nicht zu, irgendwelche Formate zu kritisieren. Die sind nicht für mich gemacht. Also, ich gucke mir so etwas definitiv nicht an. Das schauen Leute, die noch mehr Busen und noch mehr Unfälle sehen wollen.
Flirting- und Datingshows boomen derzeit. Täuscht der Eindruck, oder wurde noch nie so viel nacktes Fleisch gezeigt wie heute?
Es wird immer nackerter. Es geht nur noch um die Optik. Also, ich finde das ein bisserl unromantisch. Eigentlich kommt es doch auf die Verpackung an.
Dabei kommen Formate wie die „Wild Girls“ beim Publikum gar nicht so gut an. Sind die Fernsehmacher noch in den Achtzigern stehen geblieben?
In den Achtzigern wäre das gar nicht gegangen. Die Zuschauer hätten das als unwürdig empfunden. Aber heutzutage muss man eben richtig Gas geben und die Mädels in die Wüste schicken. Bitte, warum nicht?
Aber es war doch das Privatfernsehen, das solche Formate erst gesellschaftsfähig gemacht hat: Tutti Frutti zum Beispiel.
Okay, das waren die ersten Versuche. Ich bin damals ja auch mit „Eine Chance für die Liebe“ auf Sendung gegangen. Ich hatte aber Ärger, weil wir Einspieler gezeigt haben, wo man über Gruppensex sprach und auch Busen gesehen hat. Darüber haben sich die Leute wahnsinnig aufgeregt.
Der Quote hat es nicht geschadet.
Nein, das Format ist supergut gelaufen. Aber ob das den Ärger aufgewogen hat?
Was unterscheidet denn Sendungen aus der Steinzeit des Privatfernsehens von den neuen Kuppel- und Datingshows?
In den achtziger Jahren waren noch nicht so viele Frauen brustoperiert wie heute. Heute wimmelt es von großen Busen, falschen Nasen und unechten Lippen. Und dann sind da überall Tattoos, wo man sie eigentlich nicht braucht.