Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Aber die Zahlen sind noch gering. Warum bedrängen Sie die Bundesregierung schon so massiv, das Kurzarbeiterpaket zu erweitern?
Es ist die Frage, ob man sich mit einer gewissen Weitsicht positioniert: Wenn es wegen der Eurokrise oder der Staatsverschuldung der USA tatsächlich schlimmer wird, als wir jetzt alle erwarten, kann es eine Krise größeren Ausmaßes werden. Dann hat es Sinn, schnell auf so ein Instrument zurückgreifen zu können.

Die Kurzarbeit verhindere doch nur notwendige strukturelle Anpassungen, sagen manche Wirtschaftswissenschaftler?
Unsere Arbeitgeber haben weitgehend das Bewusstsein, Überkapazitäten durch strukturelle Anpassungen zu reduzieren. Wo sie notwendig sind, müssen sie vorgenommen werden – trotzdem ist das Instrument der erweiterten Kurzarbeit sinnvoll. Deswegen müssen wir es jetzt schon in Stellung bringen.

Die Regierung verspricht doch, im Bedarfsfall rasch zu handeln?
Es ist die Frage, ob es in der Umsetzung tatsächlich so kommt. Über ein Gesetzgebungsverfahren zu gehen, ist immer langwieriger als über eine Verordnung des Bundesarbeitsministeriums.

Das Institut der deutschen Wirtschaft sagt für jedes vierte Unternehmen einen Stellenabbau vorher – einverstanden?
Ich glaube nicht, dass es in der Breite dazu kommt. Die Unternehmen sind immer unterschiedlicher aufgestellt, weshalb wir auch immer individuellere Tarifregelungen brauchen, um dem gerecht zu werden.

Der Maschinenbau boomt nach wie vor.
Der läuft zyklisch immer hinterher. Das ist noch schön für die davon betroffenen Unternehmen, kann aber 2013 zu Problemen in der Breite führen, weil es den Kunden an Aufträgen mangelt und personelle Überkapazitäten entstehen.

Werkverträge werden in der Tarifrunde keine Rolle spielen. Wurde der Vorstoß der IG Metall erfolgreich abgeschmettert?
Es ist ein Instrument, das wir seit vielen Jahren einsetzen. Werkverträge kommen in allen möglichen Arbeitsbereichen zum Einsatz, was auch seine Berechtigung hat. Da gibt es einfach keinen weiteren Regelungsbedarf.

Die Verteuerungen bei der Zeitarbeit treiben immer mehr Unternehmen in die Werkverträge – finden Sie das richtig?
Die Frage lässt sich so pauschal nicht beantworten. Wenn das Instrument missbraucht wird, ist dies nicht richtig. Wir empfehlen auch den Mitgliedsunternehmen, so etwas nicht zu tun. Wenn aber Werkverträge legal genutzt werden, sollte man sie einsetzen dürfen.

Selbst Ihr Amtskollege Maier-Hunke in Nordrhein-Westfalen beklagt Scheinwerkverträge, wo früher Zeitarbeit oder befristete Beschäftigung eingesetzt worden seien. Damit werde das System der Tarifautonomie beschädigt, sagt er.
Das sehe ich genauso. Dass jemand abhängig beschäftigt wird und dies über irgendwelche Konstruktionen als Werkvertrag betitelt wird, ist aber die absolute Ausnahme. Die ganz große Mehrzahl der Fälle ist korrekt.