Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Warum werden Frauen in der Metall- und Elektroindustrie so wenig gefördert?
Die Frage trifft nicht den Punkt. Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel erreicht bei der Förderung von Frauen. Auch der Verband macht viel, um schon Mädchen für die sogenannten Mint-Berufe zu begeistern. Doch haben wir immer noch zu wenig Frauen, die sich für ein bei uns gefragtes Berufsbild entscheiden. Ohne entsprechenden Fundus kann man Fördermaßnahmen einführen, wie man will – dann ist das sehr schwierig. Wenn wir über eine Quote von etwa 30 Prozent sprechen, so können wir die Plätze heute nicht füllen, weil sich zu wenig Frauen für die technischen Berufe interessieren. Wir müssen uns daher über flexible Modelle Gedanken machen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern, so dass Frauen ihre Arbeitszeiten individueller gestalten oder auch von zu Hause aus arbeiten können.

Wirkt es nicht abschreckend, wenn der Arbeitgeberverband sich so vehement gegen eine Frauenquote ausspricht?
Eine Quote ist immer schlecht, weil sie nicht unbedingt die Qualifikation in den Vordergrund stellt, sondern am Geschlecht anknüpft. Die Frauen in unserer Industrie, die etwas erreicht haben, sind hervorragend qualifiziert – viele von ihnen sprechen sich ebenso gegen die Quote aus.

Bisher geht es um eine Quote in den Aufsichtsräten – fürchten Sie, dass es bald auch um die Vorstände geht?
Wir haben nichts gegen Frauen in Vorständen, wenn sie qualifiziert sind – keine Frage. Wenn aber ein gut funktionierender Vorstand nach einer Quote besetzt werden muss, muss man das Team entweder auseinanderreißen oder die Anzahl der Vorstände erhöhen. Dieses Beispiel zeigt doch schon, dass starre Regelungen keinen Sinn ergeben. Wichtiger wäre ein Bewusstseinswandel, damit wir mehr Frauen in Verantwortung bringen.

Trägt es zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei, wenn BDA-Präsident Hundt eine stufenweise Verkürzung der Elternzeit auf ein Jahr fordert und sich damit den Zorn der Familienministerin zuzieht?
Den Vorschlag halte ich im Grundsatz für richtig, wenn eine flächendeckende Kinderbetreuung ab dem zweiten Lebensjahr gewährleistet ist. Die Elternzeit wird in überwiegendem Maße von Frauen in Anspruch genommen. Das ist immer eine persönliche Entscheidung. Je länger wir es Frauen aber attraktiv machen, dem Erwerbsprozess fern zu bleiben und später wieder einzusteigen, kann es in gewisser Weise nachteilig sein.

Der Arbeitgebervorschlag war dennoch rasch wieder vom Tisch?
Ich glaube, darüber wird man noch lange diskutieren.

Die Wirtschaftsverbände lehnen zudem Pläne der Familienministerin für eine Großelternzeit ab, wonach diese eine Auszeit von bis zu drei Jahren nehmen dürfen?
Die Pläne halte ich, offen gesagt, für Quatsch. In der Regel sind die Großeltern Ende 50/Anfang 60. Wer da aus dem Erwerbsprozess aussteigt, tut sich mit zunehmendem Alter immer schwerer, wieder einzusteigen.

Ist das ein weiteres Beispiel, dass die Politik der Wirtschaft das Leben schwer macht?
Sie durchdenkt nicht immer in der nötigen Tiefe, was in der Wirklichkeit der Betriebe sinnvoll ist. Uns geht es nicht nur um die Großbetriebe, sondern auch um den Mittelständler mit mehreren hundert Mitarbeitern. Entscheidend ist, wie sich solche Vorschläge dort umsetzen lassen.