1989 wurden Sie beim Süddeutschen Rundfunk pensioniert, kurz darauf erhielten Sie eine Professur an der neu gegründeten Filmakademie Baden-Württemberg. Kann man Ihr Metier überhaupt lehren?
Im üblichen Sinne nicht. Dass man die Kamera ruhig schwenken muss und keine Köpfe abschneiden darf, weiß jeder Amateur. Nur über das Machen kann man begreifen, worauf es sonst noch ankommt. Wir haben in Ludwigsburg praxisorientierte Strukturen geschaffen, dafür mussten viele Geräte angeschafft werden. Ich war überrascht, dass es dem Gründungsdirektor Albrecht Ade gelungen ist, die Politik von diesem kostspieligen Konzept zu überzeugen. Für mich war das ein Glücksfall: Ohne eine neue Aufgabe wäre ich vielleicht mit einer Schnapspulle in der Hand auf einer Parkbank gelandet.
Das Schicksal meint es wohl gut mit Ihnen.
Nicht immer. Im Herbst 2001 ist meine Frau gestorben und kurz darauf auch meine Tochter. Ich habe zu dieser Zeit für einen Studenten den Abschlussfilm gedreht. Jeder hätte Verständnis gehabt, wenn ich das Set verlassen hätte. Doch ich habe gesagt: Gerade jetzt muss ich weitermachen! Was hätte es gebracht, zu Hause zu sitzen und zu trauern? Ein Kameramann schaut durch ein Viereck, er ist von der Welt abgekapselt. Diese starke Fokussierung half mir, als ich meine Frau und mein einziges Kind verloren hatte.
Es fällt auf, dass die meisten Menschen, über die wir geredet haben, nicht mehr leben.
Ja, und das ist für mich sehr schmerzlich. Was würde ich beispielsweise dafür geben, wenn ich mit meinen Lieblingsredakteuren Wilhelm Bittorf und Dieter Ertel noch einmal zusammensitzen dürfte. Solche klugen Köpfe gibt es ja kaum noch.