Sie wollen auch Forscher mehr motivieren – indem Sie den Forschungsfonds besser ausstatten. Wo wird dafür eingespart?
Wir wollen den Fonds für Großgeräte aufstocken, aber nicht sofort. Gespeist wird der Fonds vor allem über sogenannte Overheadmittel – also den Teil der Drittmittel, der nicht projektgebunden an die Institute fließt, sondern der Uni zukommt.

Sie streben eine exzellente Lehre an – nicht nur durch innovative Bildungsangebote. Sondern Sie wollen Studierende auch in ihrer persönlichen Entwicklung befähigen. Wie geht das denn in Zeiten doppelter Abiturjahrgänge?
Wir wollen den Studierenden über das klassische Studium hinaus „professional skills“ anbieten. Und wir wollen ihnen auch mal die Möglichkeit bieten, im Ausland zu studieren. Um ihnen dafür genügend Freiraum zu geben, haben wir prüfungsfreie Zeiten in die Rahmenordnung eingebaut. Beim Master wollen wir in jeder Fakultät mindestens einen Doppelabschluss mit herausragenden ausländischen Partneruniversitäten anbieten. China, Malaysia, Schweden und die USA sind bereits im Boot. Außerdem möchten wir den Studierenden nach deren Wünschen zusätzliche Studienangebote geben, die außerhalb ihres Fachstudiums liegen. Also: der Maschinenbauer schnuppert mal rein in die Technikgeschichte, auch Sprachen gehören dazu. Das wird auch als Studienleistung anerkannt. Rund 3000 Angebote machen wir hierzu bereits. Dafür nehmen wir viel Geld in die Hand.

Die Studierenden kommen mit immer unterschiedlicheren Voraussetzungen. Mit welchen Maßnahmen gehen Sie darauf ein?
Das Projekt QuaLIKISS ermöglicht zusätzliche Tutoren, also kleinere Gruppen, aber auch Studienberatung und eine Ombudsfrau, wenn’s Probleme gibt. Und unser MINT-Kolleg soll vor und auch während des Studiums den Studierenden helfen, diese harten Fächer (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) am Anfang gut und zügig bestehen zu können. Übrigens mit Erfolg: gab es bei der Höheren Mathematik 1 mitunter eine Durchfallerquote von 50 Prozent, so haben jetzt bei den Prüfungswiederholern 72 Prozent bestanden. Das hatten wir noch nie.

Themawechsel: Sie wollen eine Bauherreneigenschaft für die Uni – mit nachhaltigem Energiemanagement und städtebaulicher Positionierung. Warum?
Seit Langem ist in Baden-Württemberg für Bauangelegenheiten das Finanzministerium mit dem Universitätsbauamt zuständig. Außerdem gibt es das Wissenschaftsministerium und die Uni. Dieses Dreiecksverhältnis funktioniert nicht optimal. Wir haben einen Riesensanierungsstau. Auch im täglichen Betriebsablauf gibt es Probleme. In Hessen hingegen haben Unis die Bauherreneigenschaft. Dort wurden die Unibauämter aufgelöst und an die Unis übertragen. Diese kriegen einen Haushalt dafür. So können sie schnell und nach Bedarf reagieren. Man könnte das hier stufenweise erproben – und dabei auch eine eigene architektonische Handschrift entwickeln. Das wäre kostengünstiger, schneller umzusetzen und auch identitätsfördernd.

Die Stadt Stuttgart bekommt einen neuen Oberbürgermeister Was wünschen Sie sich von ihm oder ihr?
Ich wünsche mir eine tiefere Zusammenarbeit – da gibt’s Nachholbedarf.

Wo klemmt’s?
Jeder geht seinen eigenen Weg. Die Stadt macht Wissenschaft im Rathaus. Parallel dazu machen wir populärwissenschaftliche Veranstaltungen, teilweise auch mit der Volkshochschule. Wir müssen das zusammenbringen und gemeinschaftlich vorantreiben. Im Unterschied zu anderen Landesteilen haben wir es in Stuttgart noch nicht geschafft, unsere Stärken so zu vernetzen, dass wir als Region sichtbar sind. Die Regionen Rhein/Main und Rhein/Neckar machen das viel besser. Darüber habe ich auch schon mit den OB-Kandidaten geredet. Wir müssen klarer herausstellen, für was der Standort Stuttgart mit seiner Wissenschaft steht.