Kultur: Adrienne Braun (adr)
Richy Müller stand jetzt bei den Bad Hersfelder Festspielen auf der Bühne. Machen Sie kein Theater mehr?
Doch, aber es hat leider wegen des nächsten „Tatorts“ nicht geklappt, sonst hätte ich in den Münchner Kammerspielen ein Stück gemacht. Anfang nächsten Jahres werde ich ziemlich sicher in Stuttgart am Schauspielhaus spielen.
Mitunter spielen Schauspieler gern das aus, was sie im Leben nicht sind. Was verraten Ihre Rollen über Sie?
Ich würde behaupten, dass ich alles in mir trage. Aber das würde ich auf alle Menschen übertragen. Jeder hat romantische oder aggressive Gefühle in sich, kennt Liebe. Das ist prozentual unterschiedlich verteilt, manches ist auch verschüttet. Das freizulegen, macht wahnsinnig Spaß.
Sie haben mal gesagt, dass Sie keine Kritiken lesen würden. Wissen Sie also gar nichts vom Lob für Ihre Rollen?
Im Theater kriegt man viel härtere Kritiken als beim Film. Das ist aber auch gerechtfertigt, weil im Film eine große Technikmaschinerie dahinter steckt. Hin und wieder wird mir gesagt, wenn ich etwas gut gemacht habe. Aber man muss in diesem Beruf ein dickes Fell haben, weil jeder seinen Senf dazugeben kann. Da muss man schauen, wie man all die Bewertungen filtert und sich schützt.
Sind Sie nicht so perfektionistisch, dass Sie denken: das ginge noch besser?
Das sehe ich eher sportiv. Ehrgeiz hat für mich etwas Unerotisches. Es steckt das Wort „Geiz“ drin und ist für mich kein positives Wort. Ich will natürlich mein Bestes geben – aber nicht aus einer geizigen Haltung und „ich, ich, ich“ heraus.
Sie scheinen ein Familienmensch zu sein. Wie gelingt das Leben mit vier Kindern?
Das ist viel Arbeit. Wir kommen hin und wieder auch an unsere Grenzen. Aber es passt im Kern, und wir sehen darin einen großen Sinn. Wenn es hart auf hart kommt, würde ich mein Privatleben vor meinen Beruf stellen. Wenn meine Basis wackelt, bin ich nicht frei, in einen anderen Charakter zu tauchen Das ist mir sehr bewusst, deshalb pflege ich das. Und letztendlich weiß man nicht, was von der Arbeit übrig bleibt. Den „Tatort“ schaut man sich ein- oder maximal zweimal an, dann ist er weg. Kinder aber sind eine Lebensaufgabe.
Bei den Dreharbeiten in Stuttgart sind Sie von Heim und Herd getrennt. Ziehen Sie dann um die Häuser wie in alten Zeiten?
Wenn ich einen Anlass dazu habe, kann ich mir das gut vorstellen. Aber nach einem Arbeitstag bin ich viel zu platt und muss Text für den nächsten Tag lernen. Aber man hat den Luxus, dass man schwuppdiwupp vier Kinder und all das, was an Verantwortung daran hängt, abgeben kann. Diese Umstellung geht sehr schnell, während die andere Umstellung bei der Rückkehr dann doch etwas länger braucht.