Als Chefcoach des FSV Mainz kehrt Thomas Tuchel am Samstag nach Stuttgart zurück. In der VfB-Jugend hat im Jahr 2000 seine Trainerkarriere begonnen.


Herr Tuchel, wir wollten in den vergangenen zwei Jahren schon öfter ein Interview mit Ihnen führen – immer haben Sie abgesagt. Was verschafft uns diesmal die Ehre?
Jedenfalls nicht das schlechte Gewissen. Wahrscheinlich hatte ich die letzten Male Wichtigeres zu tun, und es hat zeitlich nicht gepasst.

Sie mögen keine Interviews?
So kann man das nicht sagen. Es ist es nur so, dass es nicht ständig etwas mitzuteilen gibt. Und deshalb habe ich öfter das Gefühl, dass für ein halbes oder dreiviertel Jahr genug gesagt ist und niemandem etwas fehlt, wenn ich kein Interview gebe.

Der Unterhaltungsbetrieb Fußball-Bundesliga lebt aber davon, dass der Nachschub an Neuigkeiten gesichert ist.
Ich erlaube mir trotzdem, meinen Prinzipien treu zu bleiben. Ich muss nicht bei allem mitmachen. Und ich habe festgestellt. dass es auch funktioniert, wenn man sich ein bisschen rausnimmt und nicht immer vorkommt. Mir ist auch klar, dass man vieles nicht zu ernst nehmen sollte.

Was halten Sie von all dem, was medial rund um die Bundesliga passiert?
Ich empfinde es als sehr schnelllebig, meistens oberflächlich, boulevardlastig und oft allein an der Schlagzeile orientiert.

Gehört dazu auch die jüngste Schlagzeile, in der sich Ihr Stürmer Mohamed Zidan nach dem 3:0-Sieg in Bremen darüber beschwert hat, dass er auf der Bank sitzen musste?
Das ist so ein Beispiel für eine Geschichte, die ein, zwei Tage lang die Öffentlichkeit interessiert. Intern ist das bei uns überhaupt kein Thema, zumal das gesprochene Wort zwischen mir und dem Spieler viel mehr zählt als das geschriebene in einer Boulevardzeitung.

Dann hat Ihnen Zidan gesagt, er sei nicht enttäuscht gewesen?
Nein. Das hätte mich auch gewundert. Wir haben ihn ja gerade auch deshalb verpflichtet, um einen extrovertierten Charakter in der Mannschaft zu haben. Er hat für sich den Anspruch, auf der großen Bühne zu stehen und die entscheidenden Tore zu schießen. Deshalb traf ihn eine Nichtberücksichtigung hart – und deshalb äußert er sich dann auch eher extrovertiert. Das war in der Form, wie es passierte, völlig okay.