Andreas Weißenbacher, WMF-Großaktionär, hat Vorstandschef Thorsten Klapproth vorgeworfen sich 2006 für den Finanzinvestor Capvis entscheiden zu haben. Im Interview mit der Stuttgarter Zeitung verteidigt sich der WMF-Chef.

Geislingen – Andreas Weißenbacher, WMF-Großaktionär, hat Vorstandschef Thorsten Klapproth vorgeworfen, sich 2006 aus wirtschaftlichem Eigeninteresse für den Schweizer Finanzinvestor Capvis als WMF-Mehrheitseigner eingesetzt zu haben. Klapproth weist das zurück und ist sich insgesamt sicher, bei der Sache nichts falsch gemacht zu haben.
Herr Klapproth, spielen Sie mit offenen Karten?
Ja, selbstverständlich. Das haben wir in den vergangenen zehn Jahren immer gemacht.

Ihr Großaktionär, Andreas Weißenbacher, stellt das in Abrede.
Wir haben den Umsatz nahezu verdoppelt, das Ergebnis versechsfacht, den Aktienkurs verdreifacht. Also eine anerkannt gute operative Leistung erbracht. Wir sind so transparent wie nie zuvor. In den letzten fünf Jahren gab es auf den Hauptversammlungen keine Anmerkungen. Im Gegenteil volle Entlastung für Vorstand und Aufsichtsrat. Ich frage mich schon, warum gerade zu diesem Zeitpunkt des anstehenden Aktionärswechsels der Vorstand der fehlenden Offenheit bezichtigt wird.

Im Geschäftsbericht 2011 steht, der Vorstand halte weniger als ein Prozent der ausgegebenen Aktien. Ihr bisheriger Mehrheitseigner Capvis hat jetzt eingeräumt, dass der Vorstand mit unter 20 Prozent an Crystal Capital, der WMF-Eigentümergesellschaft, beteiligt ist. Wie passt das zusammen?
Die Minderheitsbeteiligung an der Crystal Capital BV ist seit 2007 bekannt und nicht neu. Ich selbst habe diese Information 2007 aktiv auf der Hauptversammlung kommuniziert. Die Angabe im Geschäftsbericht ist richtig im Sinne des Deutschen Corporate Governance Kodex, rechtskonform und von uns auch mehrfach geprüft.

Ist alles, was Juristen denken, möglich machen zu können, auch wahrhaftig?
Die genannte Beteiligung ist rechtens und vor allem ist sie im Einklang mit dem Interesse von unseren Aktionären, nämlich der nachhaltig erfolgreichen Entwicklung der WMF. Sonst hätten wir sie nicht unterschrieben.

Sie halten die Angabe weiterhin für richtig?
Ja. Der Corporate Governance Kodex stellt auf den direkten oder indirekten Aktienbesitz ab. Der liegt aber hier nicht vor.

Sie hätten aber eine freiwillige Ergänzung in den Jahresabschluss nehmen können, der die tatsächliche verschachtelte Beteiligung allen Lesern vor Augen führt.
Ja, das hätten wir tun können. Nach juristischer Beratung haben wir keine Notwendigkeit dafür gesehen.