Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)
Die Entscheidung für das Engagement beim Thomas-Mann-Haus fiel im Umfeld von Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten. Haben Sie sie seither bereut?
Ich finde Trump ganz schrecklich. Er bestätigt jeden Tag, wie richtig dieser Schritt war. Es ist die größte Einzelspende meiner Stiftung, denn das Thema ist mir wichtig. Dabei hat mir Klaus Harpprechts Mann-Biographie etwas deutlich gemacht, das mir vorher nicht so klar war: In den letzten Jahren in Los Angeles war Mann tief besorgt über den Weg Amerikas. Im überzogenen Antikommunismus der McCarthy-Ära schrieb er mehrfach von der Sorge, dass die USA in den Faschismus abgleiten könnte. Damals hat Manns Furcht sich nicht erfüllt. Aber jetzt ist sie berechtigt.
Sie haben sicher den G7-Gipfel am Wochenende verfolgt?
Furchtbar war das. Dieses Foto? Wie Trump dasitzt und Angela Merkel auf ihn einredet. Was wir dort gesehen haben, ist die Verächtlichmachung und Zerstörung der in sechzig Jahren gewachsenen Verbindungen zwischen USA und Europa und zu Deutschland im Besonderen. Dabei ist nach dem Krieg etwas Besonderes zwischen unseren Ländern entstanden: Wir haben begriffen, dass Amerika mehr ist als die Klischees, die wir davon haben, so wie Deutschland mehr ist als Bayern mit seinen Lederhosen und Trachtenkapellen. Diese geistige Dimension wollen wir mit dem Thomas-Mann-Haus lebendig halten.
Was erwarten Sie von der Bundesregierung?
Wir dürfen uns von Herrn Trump nicht ins Boxhorn jagen lassen und sollten so nüchtern wie möglich bleiben. Wir müssen unsere Interessen erkennen und vertreten. Die Wirtschaft muss dazu einen Beitrag leisten. Ich finde, dass unsere Unternehmen über den Beitrag sprechen müssen, den sie in den USA leisten. Auch meine Branche, die Werkzeugmaschinenindustrie, exportiert nach USA. Trumpf hat eine Fabrik in Connecticut und in New Jersey. Wir werden, wo immer möglich, Kontakt zu den Gouverneuren suchen und darlegen, dass die US-Unternehmen unsere Maschinen für eine moderne Produktionstechnik in ihrem Land brauchen. Sie schaden sich selbst, wenn sie aus zollpolitischen Gründen auf unsere Angebote verzichten oder den Handel mit uns eliminieren. Unsere Wirtschaft muss insgesamt wieder politischer werden.
Welche Bedeutung hat die Reise des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in die USA zu diesem Zeitpunkt?
Ich finde es großartig, dass das deutsche Staatsoberhaupt wegen einer historisch-literarischen Persönlichkeit eine derartige Reise unternimmt. Theodor Heuss hätte so etwas auch verstanden und gemacht.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.thomas-manns-kalifornische-villa-ist-gerettet-geistige-bruecke-nach-kalifornien.643f78c0-0fa6-462d-8b4a-28e845789ea3.html