Der deutsche Trainer der U-21-Nationalmannschaft Rainer Adrion spricht über die Stärken des Nachwuchsfördermodells beim VfB Stuttgart.
 

Stuttgart - Als Trainer der zweiten Mannschaft hat Rainer Adrion (57) bis 2009 viele Talente beim VfB Stuttgart auf dem Weg nach oben begleitet. Mittlerweile betreut er das U-21-Nationalteam.

 

Herr Adrion, der VfB wird bundesweit um seine Jugendarbeit beneidet. Auch aktuell gibt es viele Talente. Was macht der VfB besser als die anderen?

Da handelt es sich um ein ganzes Paket von Maßnahmen. So war der VfB der erste Club in Deutschland, der viel Wert darauf gelegt hat, qualifizierte und hauptamtliche Trainer für seine Jugend zu verpflichten. In diesen Bereich wurde sehr früh investiert. Das zahlte sich aus.

Die Trainer sind das eine ...

Hinzu kommt, dass der VfB die Qualität, die von den Trainern erzeugt wird, koordiniert und in die richtigen Bahnen lenkt, speziell was die Übergänge von einem Jahrgang zum anderen betrifft. An diesen Schnittstellen entscheidet sich oft, wie die Karriere weitergeht. Auch das hat der VfB als einer der Ersten erkannt und umgesetzt, indem er einen sportlichen Leiter für die Jugend einstellte.

Dann wären da wahrscheinlich noch die Rahmenbedingungen.

Der VfB betreibt schon lange ein Jugendhaus, in dem die Talente wohnen können. Inzwischen ist daraus sogar ein Jugendinternat geworden. Und der Club setzte vor allen anderen die Kooperation zwischen Schule und Verein um. Dadurch hatten die Nachwuchsspieler die Gelegenheit, intensiver zu trainieren, etwa auch am Vormittag. Das alles wirkte sich leistungsfördernd aus.

Das Ergebnis sind Spieler wie Kuranyi, Gomez oder Khedira - eine Liste, die demnächst vielleicht fortgeschrieben wird.

Dazu hat aber auch die Vereinsführung ihren Teil beigetragen. Es war immer ihr ausdrücklicher Wunsch, auf die Jugend zu bauen. Das war und ist der Stuttgarter Ansatz - und dadurch wurde dieses Modell überhaupt erst möglich.

Gibt es angesichts von so viel Lob überhaupt noch etwas zu verbessern?

Der Knackpunkt ist fast immer der Übergang von der Jugend zu den Aktiven, also die zweite Mannschaft, die im Idealfall die letzte Zwischenstufe auf dem Weg zu den Profis ist. Deshalb ist es so wichtig, dass dieses Team in der dritten Liga spielt. Denn da werden die Talente maximal gefordert und können sich optimal entwickeln.

Womöglich ist der VfB in der nächsten Saison der einzige Bundesligist, dessen zweite Mannschaft der dritten Liga angehört. Wäre das ein weiterer Wettbewerbsvorteil?

Nicht unbedingt. Für die Übergangsphase zu den Aktiven gibt es verschiedene Strategien. So leihen manche Clubs ihre drei oder vier talentiertesten Jugendspieler mittlerweile an einen anderen Verein aus, vorzugsweise an einen Zweitligisten. Damit wird die Verantwortung quasi ausgelagert.

Könnte das auch richtungsweisend für den VfB werden?

Beide Wege können zielführend sein - wobei ich ein Befürworter der hausgemachten Variante mit dem zweiten Team bin.