Exklusiv Seit 25 Jahren verkörpert Ulrike Folkerts die Ludwigshafener „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal – ans Aufhören denkt sie nicht. Im Gegenteil: „Jetzt kann man Lena neu erfinden“, sagt die Schauspielerin, die die Krimireihe für sich als Glücksfall betrachtet

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart - Am Sonntag, den 26. Oktober, löst Lena Odenthal ihren sechzigsten Fall, seit 25 Jahren ermittelt sie in Ludwigshafen – damit ist sie die dienstälteste „Tatort“-Kommissarin überhaupt. Eigentlich ein Grund zur Freude, oder? Doch in der Jubiläumsfolge „Blackout“ gerät die sportliche Single-Frau in eine handfeste Lebenskrise. Zeit für einen Neuanfang? Ja, findet die Schauspielerin Ulrike Folkerts und verrät im Interview, dass es bald einen interessanten Mann in Lena Odenthals Leben geben wird.

 
Frau Folkerts, in „Blackout“ schliddert Lena Odenthal in eine dicke Lebenskrise. Wie passt das zu einer Jubiläumsfolge?
Ich fand es passend, dass man nach 25 Jahren einen Schnitt macht. Lena funktioniert nicht mehr wie bisher, macht Fehler und muss sich fragen: Soll mein Leben so weitergehen? Bin ich kurz vor dem Burnout? Muss ich mich verändern? Lena wird emotional richtig durchgeschüttelt – es war großartig für mich, das zu spielen.
Auslöser ist eine junge Kollegin, die den urlaubenden Mario Kopper vertritt: Johanna Stern ist eine Fallanalytikerin, forsch, pragmatisch, verheiratet, Mutter von Zwillingen im Babyalter.
Ja, durch Johanna Stern wird Lena Odenthal mit all dem konfrontiert, was sie nicht hat. Dazu kommt die eine Leiche zu viel, die das Fass bei ihr zum Überlaufen bringt.
Lachen sieht man Lena Odenthal sowieso sehr selten, aber in „Blackout“ lacht sie kein einziges Mal.
Sie ist eine Kommissarin, die über fünfzig ist, mit ihrem Kollegen zusammenwohnt und eine Katze hat. Und es geht immer um Mord und Totschlag. Das ist tragisch, wieso sollte sie lachend durchs Leben gehen?
Sehen Sie sie etwa als gescheiterte Figur?
Nein, sie ist eine Superkommissarin, die von ihrem Job besessen ist. Aber jetzt passiert eben das, womit sie nie gerechnet hat: Sie rutscht aus der Bahn. Das finde ich spannend, auch für die Zukunft, denn jetzt kann man sie neu erfinden. Und versprochen: Sie werden Lena auch mal lachen sehen, zum Beispiel mit Johanna Stern, die von nun an fest zum Team gehört, aber auch mit ihrem Coach.
Welcher Coach?
Es wird einen Coach geben, der mit ihr durch diese Krise geht. Sie steigt dann zwar aus, weil der Fall sie ruft, aber er steht plötzlich wieder auf der Matte. In dieser Konstellation ist Potenzial drin. Ob der Coach mal zum Serientäter wird und Lena ihn erschießen muss, ob sie vor dem Altar landen oder gemeinsam eine Praxis für kaputte Polizisten aufmachen, das steht in den Sternen.
Es war Ihre Idee, Lena in der neuen Folge so in den Vordergrund zu stellen?
Ja, das fand ich wichtig. Oft interessieren sich die Autoren nur für den Plot, das Verbrechen, und weniger für die Entwicklung der Kommissare. Das birgt die Gefahr, dass die „ Tatorte“ immer austauschbarer werden. Wenn die Figuren nur noch Standardsätze sagen wie „Wo waren Sie gestern Abend?“, dann könnten ja auch die Münchner einen Ludwigshafen-„Tatort“ machen. Ein anderes Beispiel: Lena Odenthal hat eine Katze. Doch in jedem zweiten Drehbuch fehlt die Katze! Die kann man aber nicht einfach weglassen, die steht ja für etwas. Ich werde nicht müde, alle an diese Katze zu erinnern!
Wenn eine Folge zu sehr um die Kommissare kreist, mögen das viele Zuschauer nicht.
Das ist ja das Schöne an der „Tatort“-Reihe: da ist für jeden was dabei. Krimikomödie, Actionthriller, Abgehobenes wie die Tukur-„Tatorte“. Wir in Ludwigshafen sind total normal und machen knallhartes Polizeifernsehen.
Es gibt 21 Ermittler-Teams, und es werden jährlich mehr. Der „Tatort“ boomt – worin liegt die Faszination der Krimireihe?
Sie ist ein Stück Fernsehgeschichte und Teil unserer Gesellschaft: „Tatort“ ist Deutschland! Ich finde es nicht schlecht, dass es so viele Teams gibt. Konkurrenz belebt das Geschäft. Was mich stört, sind die vielen Wiederholungen in den dritten Programmen, das nutzt den „Tatort“ ab.