Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie, Bernhard Mattes, rechnet damit, dass es 2020 nur wenige Städte mit zu hohen Grenzwerten gibt. Politik und Industrie sollten sich auf stark belastete Städte wie Stuttgart und München konzentrieren.

Berlin - Die deutsche Automobilindustrie erwartet, dass die Belastung mit Stickoxiden durch Dieselautos in Städten schnell unter die vorgeschriebenen Grenzwerte sinkt. Im Interview sagte Bernhard Mattes, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), dass sich bis zum Jahresende die Zahl der Städte mit zu hohen Stickoxid-Grenzwerten halbieren wird. „Waren es vor Kurzem noch mehr als 60 Städte mit Überschreitungen des Stickoxid-Jahresgrenzwerts, so werden es zum Jahresende nur noch etwa 30 Städte sein, in denen die Stickoxidwerte zu hoch sind.“ Bis 2020 würden lediglich fünf oder sechs besonders belastete Städte übrig bleiben, die über den Grenzwerten liegen. Vor allem auf diese Städte, zu denen Stuttgart und München gehören, sollten sich Politik und Industrie konzentrieren. „Bei diesen wenigen Städten müssen passgenaue Lösungen gefunden werden, die über die bisherigen Maßnahmen hinausgehen“, sagte Mattes. Dazu zähle beispielsweise die Elektrifizierung von Bussen und Taxen.

 

Zeitverzögerung bei Software-Updates?

Die Automobilindustrie begründet mit sinkenden Schadstoffwerten die Ablehnung von bundesweiten Fahrverboten. Auch eine Plakettenlösung für emissionsarme Autos, die von Fahrverboten ausgenommen werden, lehnen Hersteller und Zulieferer ab. „Flächendeckende Fahrverbote, die im Falle einer bundesweiten Plakette unweigerlich gekommen wären, wären sicher der schlechteste Weg“, sagte Mattes. Es sei gut, dass die Bundespolitik dem Drängen einzelner Ländern zu einer Blauen Plakette nicht gefolgt sei. Die baden-württembergische Landesregierung hat sich für eine Blaue Plakette stark gemacht, die aber in Berlin abgelehnt wird.

Mattes zufolge zeigten die auf dem Dieselgipfel vor einem Jahr beschlossenen Maßnahmen Wirkung. Vor allem die Erneuerung der Fahrzeugflotten werde zu einer Luftverbesserung führen. Zum Zeitplan für die Software-Updates für 5,3 Millionen Diesel-Pkw machte Mattes keine genauen Angaben.

Handelskonflikt mit USA betrifft nicht nur Zollfragen

Die Industrie hatte vor einem Jahr versprochen, dass die Software-Updates bis Jahresende 2018 aufgespielt werden. Bisher sind aber nur 3,2 Millionen Autos angepasst. Die Hersteller hätten bis Anfang September beim Kraftfahrtbundesamt Genehmigungen für die entsprechenden Fahrzeuge gestellt. „Nach Freigabe durch das Kraftfahrtbundesamt können die Unternehmen loslegen“, sagte Mattes.

Von den europäisch-amerikanischen Verhandlungen über die Beilegung des Handelskonflikts erwartet Mattes, dass nicht nur Zollfragen angesprochen werden. „Wir sollten nicht nur über Zölle reden, sondern über mehr“, so der VDA-Präsident. Auch über die Vereinheitlichung von Normen solle geredet werden. Ziel müsse sein, ein Abkommen zu Industriegütern zu schließen, das auch den Automobilsektor umfasse. Ursprünglich wollten die EU und USA den Automobilsektor aussparen.