Der zweimalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel spricht vor dem Heimrennen in Hockenheim über sein früheres Vorbild, seine angeblich nachlassende Unbekümmertheit und die Konkurrenz zu Webber.

Sport: Dominik Ignée (doi)
StuttgartSebastian Vettel steht beim Grand Prix in Hockenheim unter besonderer Beobachtung. Wenn er seinen Titel noch verteidigen will, muss er seinen zweiten Saisonsieg holen. „Man hat an den letzten Wochenenden gesehen, dass sehr viel passieren kann. Ich sage nur: die Saison ist noch lang“, sagt der 25-Jährige.
Herr Vettel, Heppenheim ist von Hockenheim nicht weit entfernt. Der amtierende Formel-1-Weltmeister nächtigt also in seinem Kinderzimmer?
Nein, natürlich nicht. Es ist zwar nicht so weit, aber bei einem Rennwochenende ist es ganz entscheidend, so nah wie möglich an der Rennstrecke zu wohnen – und genau das werde ich in Hockenheim tun.

Hängen in Ihrem Zimmer noch Poster Ihres ehemaligen Vorbildes Michael Schumacher?
Auch hier muss ich sagen: Nein. Die Poster haben in meiner Kindheit an der Wand gehangen, heute nicht mehr.

Wären Sie nicht auch ein guter Fußballer geworden? So wie Schumacher?
Ich glaube, ich war schon immer besser im Rennfahren. Ich spiele zwar gerne Fußball, aber meine Leistungen am Ball waren nie so besonders. Schon früh ging mir das Talent beim Kicken aus . . .

Trügt der Eindruck, dass Sie ernster und angespannter geworden sind, nun, da die WM im Vergleich zum Vorjahr nicht zum Selbstläufer für Sie geworden ist?
Ich glaube, es hat sich für mich im Vergleich zum letzten Jahr nichts geändert. Wir haben letztes Jahr viel gewonnen. Aber niemand spricht mehr davon, wie knapp es oft war. Die Leute erinnern sich nur daran, wie einfach es offenbar ausgesehen hat. Ich für mich fühle mich nicht ernster. Wichtig ist, dass man für sich selbst weiß, wo man steht und ob man alles gegeben hat.

Verliert man mit den Jahren, zumal in einer Welt wie der Formel 1, schneller seine jugendliche Unbekümmertheit als in einem „normalen“ Metier?
Ich kenne nur die Formel 1 oder den Motorsport, für andere Bereiche kann ich deswegen nicht sprechen. Was den Motorsport betrifft, würde ich sagen: man ist dort schon sehr früh auf sich selbst angewiesen, muss wichtige Entscheidungen selbst treffen, reist durch die verschiedensten Länder, ist viel mit älteren Leuten zusammen, lernt Verantwortung auf sich zu nehmen. Ich denke, man wird in unserer Umgebung sehr schnell erwachsen.

Mark Webber und Fernando Alonso haben es als Erste geschafft, in dieser Saison zwei Siege zu holen. Läuft es auf ein Duell zwischen Ferrari und Red Bull hinaus?
Das glaube ich nicht. Mit Sicherheit muss man Mark und Fernando im Auge behalten, man darf aber auch die McLaren-Jungs oder die beiden Lotus-Piloten nicht vergessen. Und Nico Rosberg hat mit dem Mercedes auch schon ein Rennen gewonnen. Man hat an den letzten Wochenenden gesehen, dass sehr viel passieren kann. Ich sage nur: Die Saison ist noch lang.