Der VfB-Präsident Gerd Mäuser spricht über die jüngsten Vorgänge um seine Person und die Lehren, die er daraus zieht.

Stuttgart - Erst ein Termin mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Hundt und dann dieses Interview: mit einem Doppelschlag, so hofft der VfB-Präsident Gerd Mäuser, ist sein Auftritt vor Studenten der Macromedia-Hochschule abschließend aufgearbeitet. „Herr Hundt hat mir unmissverständlich mitgeteilt, dass ihm die Sache nicht gefallen hat“, sagt Mäuser.

 

Herr Mäuser, bei Ihrem Auftritt an der Macromedia-Hochschule hat eine Studentin nicht gewagt, diese Frage zu stellen: Wie wichtig ist es, dass ein VfB-Präsident in der Öffentlichkeit sympathisch rüberkommt?
Natürlich ist das wichtig für den Verein.

Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund Ihren Auftritt?
Die von mir geäußerte generelle Kritik an den Stuttgarter Sportjournalisten war im Ton und in der Wortwahl nicht angemessen. Dafür entschuldige ich mich, das tut mir leid.

Dann halten Sie VfB-Berichterstatter nicht für Schmierfinken?
Das Gesagte entspricht nicht meiner Grundeinstellung zum Thema Öffentlichkeitsarbeit. Die entscheidende Frage ist daher: Wie konnte es dazu kommen?

Haben Sie eine Antwort?
Der Vorfall war in der Woche nach dem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg, in der wir uns trotz eines Sieges mit einer sehr kritischen Berichterstattung auseinandersetzen mussten. Damit bin ich bei meinem Vortrag konfrontiert worden – und dann ist mit mir der Gaul durchgegangen. Das war ein Fehler, der einem Präsidenten nicht hätte passieren dürfen.

Entspricht das Ihrer innersten Überzeugung, oder ist das die Sprachregelung, die Ihnen der Aufsichtsratschef Dieter Hundt mit auf den Weg gegeben hat?
Das hat mit Herrn Hundt erst einmal gar nichts zu tun. Ich habe den Fehler gemacht, und ich muss dafür geradestehen.

Was hat Ihnen Herr Hundt in Ihrem Gespräch am Mittwoch gesagt?
Dass es ihm nicht gefallen hat, ist klar. Das hat er mir unmissverständlich mitgeteilt.

Warum haben Sie so lange gewartet, um klärende Worte zu finden?
Weil ich die Sache zunächst mit Professor Hundt erörtern wollte. Er ist mein erster Ansprechpartner.

Sie haben bei Ihrem Auftritt auch gesagt, dass der VfB mit Julian Schieber als Sturmspitze im Abstiegskampf stecken würde. War auch hier eine Entschuldigung fällig?
Diese Aussage war vielleicht etwas flapsig – aber sie war pro Vedad Ibisevic gemeint und nicht gegen Julian Schieber. Im weiteren Verlauf des Gesprächs hatte ich auch gesagt, dass wir auf den eigenen Nachwuchs setzen werden. Wir haben aber auch immer betont, dass wir auch in Zukunft auf dem Transfermarkt tätig werden, wenn wir das für nötig halten. Die Verpflichtung von Vedad Ibisevic war daher keine Entscheidung gegen Julian Schieber.

Trotzdem dürfte sich bei Ihrem Stürmer die Begeisterung über Ihre Äußerung in Grenzen gehalten haben.
Ich habe anschließend sowohl mit Julian Schieber als auch dem Manager Fredi Bobic gesprochen. Das Thema ist intern bereinigt. Da bleibt nichts zurück.

Wie sieht es mit den Vorwürfen von Christoph Dahl aus, dem Chef der Baden-Württemberg-Stiftung? Er hatte gesagt, dass Ihre Wortwahl bei einem Gespräch mit einer Stiftungsmitarbeiterin an „das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte“ erinnert habe.
Das Gespräch, auf das sich Herr Dahl bezieht und bei dem er selbst nicht dabei war, hat am 8. November 2011 stattgefunden, bei mir im Büro. Da stellt sich für mich zunächst die Frage, warum er sich seither nie gemeldet hat. Und dann möchte ich vor allem ganz deutlich klarstellen: Die mir gemachten Vorwürfe und Unterstellungen weise ich aufs Entschiedenste zurück. Ich habe so etwas nie gesagt oder gemeint.

Wie ist das Gespräch dann verlaufen?
Ich habe mit der Mitarbeiterin darüber diskutiert, wie man heutzutage Kinder und Jugendliche zum Lesen motivieren kann. Das ist ja der Sinn des Projekts „Kicken und Lesen“, das ich im Übrigen ganz klasse finde.

Es hieß, Sie hätten bei einem Monolog Ihre Beherrschung verloren.
Das stimmt nicht. Ich habe doch gar nicht den Anspruch oder die Kompetenz, mich über Bildungspolitik auszulassen. Ich habe nur gesagt, dass ich der Meinung bin, dass die Klassiker der deutschen Literatur nicht geeignet sind, um die heutige Internet- und Smartphone-Generation zum Lesen zu animieren. Das ist meine Privatmeinung und entspricht den Erfahrungen, die ich mit meinen Söhnen mache.