Angesichts der leeren Kassen bleibt Ihnen ohnehin nichts anderes übrig, als den Nachwuchs zu fördern.
Einspruch. Es ist nicht so, dass wir auf die Jugend setzen müssen – nein: wir wollen das aus tiefer Überzeugung. Wenn wir intern darüber diskutieren, sehe ich bei allen das Leuchten in den Augen und die Begeisterung. Es fühlt sich einfach richtig an. Und es ist auch das, was wir schon heute besser können als andere. Ich weiß, das haben schon viele gesagt. Als Fan habe auch ich mich darüber gewundert, wenn man nach Niederlagen wieder umgefallen ist oder wenn der Trainer nicht zu hundert Prozent hinter dieser Philosophie stand.
Mit Ihnen wird das anders?
Es wird beim VfB kein Trainer oder Manager mehr eingestellt, der diesen Weg nicht bedingungslos mitträgt. Das Entscheidende an unserem Konzept ist: es ist personenunabhängig. Wenn ich morgen vom Traktor überfahren werde, wenn der Manager irgendwann nicht mehr Bobic und der Trainer nicht mehr Schneider heißt, geht dieser Weg trotzdem weiter. Wir haben auch klipp und klar entschieden: der Kader folgt der Philosophie und nicht umgekehrt. Es gibt in der Bundesliga nicht viele Vereine, die das bedingungslos leben. All das erhöht die Wahrscheinlichkeit, die nächste Generation an Spielern rauszubringen, die uns in die Champions League bringt.
Reicht gute Jugendarbeit wirklich aus, um in die Champions League zu kommen?
Wenn man die Spieler top ausbildet und richtig ergänzt, dann kann das reichen, ja. Das haben wir in der Vergangenheit schon bewiesen.
Aber sind die vorderen Plätze mittlerweile nicht auf Dauer zementiert?
Es ist eine Tatsache, dass die Schere immer weiter auseinandergeht. Das bedeutet, dass die Preise für eine bestimmte Klasse von Spielern explodieren. Das Risiko wird dadurch immer größer. Wir dagegen haben uns dazu entschieden, auf die Jugend zu setzen, weil wir das besser können als andere. Das heißt aber nicht, dass wir keine Spieler mehr von außen dazu holen.
Inwieweit verändert sich durch die neue Ausrichtung das Anforderungsprofil?
Wenn wir wissen, dass wir einen erfahrenen Spieler brauchen, dann holen wir ihn auch. Aber nicht, weil er ein, zwei Tore mehr schießt. Sondern vor allem, weil er den Jungen hilft, besser zu werden. Wir werden noch genauer auf die Mentalität achten: Es müssen Spieler sein, die Spaß daran haben, Talente mit hochzuziehen.
Wird es in der Winterpause Aktivitäten auf dem Transfermarkt geben?
Das ist nicht geplant. Das wird erst im nächsten Sommer wieder ein Thema.
Muss dann nicht auch das Saisonziel Europapokalteilnahme korrigiert werden?
Unser Bestreben ist nicht, auf Teufel komm raus Sechster oder Siebter zu werden. Dann müssten wir vielleicht jetzt neue Spieler holen. Wichtiger ist momentan, dass wir mit den Veränderungen schon jetzt beginnen und sie nicht auf die neue Saison verschieben. Wenn wir auf diese Weise am Ende Neunter werden, wäre alles in Ordnung.