Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)
Gibt es eine Talkrunde, von der Sie sagen, die ist richtig gut?
Die meisten Kollegen und ihre Sendungen haben professionellen Standard. Da wird viel gute Arbeit geleistet. Persönlich mag ich immer Sandra Maischberger sehr, aber das sind Geschmacksfragen.
Warum Sandra Maischberger?
Weil sich bei ihr Emotionalität mit journalistischem Können paart.
Gilt das auch für Markus Lanz?
Mit Noten für die Kollegen halte ich mich zurück. Wenn Sie auf die umstrittene Sendung mit Sahra Wagenknecht anspielen: Da ist Markus Lanz schon ein bisschen aus der Rolle gefallen. Man hatte den Eindruck, er sei der politische Gegner von Frau Wagenknecht und nicht der Moderator.
Was zeichnet einen guten Talkmaster aus?
Er muss ein guter Gastgeber für alle sein. Bei uns sitzt ein Nobelpreisträger neben einem Hartz-IV-Empfänger oder eine Topbankerin neben einer Obdachlosen. Ich versuche immer, allen mit der gleichen Achtung zu begegnen. Und ein Moderator muss kritisch sein, aber nicht auf verletzende, sondern auf neugierige Weise. Meine Frau sagt immer zu mir: Du bist so neugierig! Aber das ist in meinem Beruf keine Krankheit, sondern fast eine Tugend.
Für viele stehen Sie stellvertretend für die alte „Südfunk-Schiene“ mit ihrer Tradition eines kritischen Journalismus, von der mit der Fusion von SWF und SDR in den Augen vieler einiges verloren gegangen ist.
Ich bin zwar ein Kind des SDR, ich bin aber auch, und das wird Sie vielleicht überraschen, ein großer Freund der Fusion. Sie gibt dem Sender ein ganz anderes Gewicht in der ARD. Aber auch persönlich verdanke ich dem Zusammenschluss sehr viel, denn erst so wurde es möglich, das „Nachtcafé“ von 2001 an wöchentlich zu senden. Das hat uns einen Zuschauerzuwachs von zwanzig Prozent gebracht.
Wissen Sie schon, was das Thema des letzten „Nachtcafés“ sein wird?
Lassen Sie sich überraschen. Es wird auf jeden Fall einen Schlussakzent in einem festlichen Rahmen geben. Ich freue mich sehr auf ein spannendes Jahr – das wird auf keinen Fall nur ein Abgesang! Dass die Sendung, ihr Moderator und das ganze Team nach wie vor eine große Wertschätzung genießen, gibt mir ein gutes Gefühl bei diesem Abschied.