Also gibt es eine Hierarchie, in der politisch Verfolgte vor den anderen stehen, die man ja nicht Wirtschaftsflüchtlinge nennen muss, sondern auch als Menschen sehen kann, die nach einem besserem Leben suchen. Ihre Partei zieht diesen Trennungsstrich nicht.
Ja, diesen Unterschied muss man machen. Aber keinen Trennungsstrich, man sollte Wirtschaftsflüchtlingen durch ein Einwanderungsgesetz eine Perspektive geben. Ich finde dafür viel Unterstützung in meiner Partei.
Aber nicht durchweg.
Dass Menschen aus anderen Gründen als politische Verfolgung einwandern, stößt auf Schranken. Das Maß dafür ist die Integrationskraft einer Gesellschaft. Es gab Zeiten, da forderte meine Partei offene Grenzen für alle. Das mussten sie korrigieren, weil man damit das eigene Gemeinwesen aufgibt. Wenn alle ins Gelobte Land kommen, brechen in kürzester Zeit die Strukturen zusammen und man erreicht das Gegenteil der integrationsfähigen Gesellschaft, nach der wir streben.
Sie entstammen einer Familie, die ebenfalls Flucht erlebte.
Meine Eltern sind aus Ostpreußen geflüchtet und waren dann lange in Dänemark interniert. Ein älterer Bruder ist als Säugling auf der Flucht gestorben. Meine beiden älteren Geschwister wurden noch in Ostpreußen geboren, ich kam in Spaichingen zur Welt. Aus der frühen Kindheit blieb mir in Erinnerung, dass wir arme Flüchtlinge waren, die in wenig komfortablen Unterkünften hausten – bis mein Vater dann die erste Lehrerstelle bekam.