Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)
Die Grünen haben ihren Bundestagswahlkampf 2013 selber kaputt gemacht, indem sie Steuererhöhungen und den Veggie-Day propagierten. Wie wollen Sie verhindern, dass es erneut zu solchen Eigentoren kommt?
Eigentlich hat es die Basis durch ihren Entscheid für zwei gute und vernünftige Spitzenkandidaten schon verhindert. Jetzt müssen wir alles dafür tun, dass Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir nicht in dieselbe Situation kommen wie der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück vor vier Jahren. Bei dem passte das Programm nicht zum Kandidaten. Ich habe aber den Eindruck, dass es bei uns hinhauen wird.
In NRW hatten die Grünen eine Jamaika-Koalition, also eine Koalition mit der FDP, kategorisch ausgeschlossen. Würden Sie solche Festlegungen auch für die Bundestagswahl empfehlen?
Aber nein, das wäre doch Unsinn. Wir Grüne haben schon in sieben verschiedenen Konstellationen regiert. Ich habe noch nie den Vorwurf gehört, wir hätten in einer dieser Koalitionen unsere Kernthemen verraten. Wir machen das überall sehr ordentlich. Das Argument, dass die Leute dann wissen, was sie bekommen, geht heute nicht mehr. Dazu gibt es viel zu viele Parteien in den Parlamenten und immer neue Farbspiele in den Regierungen. Ich wollte doch auch mit der SPD weiterregieren. Als das nicht ging, habe ich die Ampel probiert. Das wollte die FDP nicht. Deshalb haben wir uns mit der CDU zusammengerauft – und können nach einem Jahr eine ordentliche Bilanz vorlegen.
Der Schleswig-Holsteiner Robert Habeck war gerade sehr erfolgreich in seiner Landtagswahl. Nun wollen viele Grüne, dass er auch eine herausgehobene Rolle im Bundestagswahlkampf bekommt. Wünschen Sie eine solche Rolle auch für sich?
Nein. Ich bin leidenschaftlicher Landespolitiker. Bleibe das auch. Ich werde nicht nach Berlin gehen. Aber ich werde unsere Spitzenkandidaten im Wahlkampf unterstützen.
Viele haben das Gefühl, die Bundestagswahl ist schon gelaufen – am Ende wird Angela Merkel auf jeden Fall wieder Kanzlerin. Geht Ihnen das auch so?
Welche Wahl in letzter Zeit wurde denn vier Monate vor der Stimmabgabe entschieden? Mir fällt da keine ein. Und es ist noch nicht lange her, da hatte Frau Merkel eine mächtige Delle. Da dachten alle: Oho! Und dann passiert etwas und schon ist die Lage wieder ganz anders.
Wäre Ihnen persönlich denn ein Merkel-Sieg das Liebste?
Dass ich die Frau Merkel schätze, ist bekannt. Aber ohne starke Grüne geraten große Probleme wie Klimaschutz an den Rand.