Er steht vor einem der größten Erfolge seiner Laufbahn: Der Trainer Winfried Schäfer spricht vor dem Finale beim Gold-Cup am Sonntag gegen Mexiko über seine erstaunlichen Erfolge mit Jamaika.

Stuttgart – - Winfried Schäfer steht vor einem der größten Erfolge seiner Trainerlaufbahn. Nach dem Sieg über die USA hat der frühere Bundesligacoach mit Jamaika das Gold-Cup-Endspiel am Sonntag gegen Mexiko erreicht.
Herr Schäfer, wie viele Joints haben Sie vor dem letzten Training einkassiert?
Sie schauen wohl zu viele schlechte Filme. Natürlich keinen einzigen.
Sie haben als Nationaltrainer Jamaikas gerade beim Gold-Cup den Gastgeber USA, samt Trainer Jürgen Klinsmann, den Erfinder des deutschen Sommermärchens der WM 2006, geschlagen und das Finale gegen Mexiko am Sonntag erreicht. Für viele klingt allein das nach Rauschzustand?
(lacht) Sie haben Berti Vogts vergessen, den Europameister-Trainer von 1996. Aber im Ernst: Auf Jamaika laufen nicht alle Joints rauchend über die Straße. Seit Frühjahr 2015 wird zwar nur noch als Ordnungswidrigkeit eingestuft, wenn einer kleinere Mengen herumträgt, rauchen auf öffentlichen Plätzen ist jedoch nicht erlaubt. Aber Sie werden lachen . . . .
Jetzt sind wir gespannt.
Einer von den Wailers (Jamaikas berühmteste Reggae-Band, Anmerkung der Redaktion) hat mir mal einen Joint geschenkt. Ich habe gelacht und gesagt, da werden sich die Drogenhunde am Flughafen freuen.
Und der Joint?
Den hab ich gleich zurückgegeben. Ich bin Nichtraucher. Er hat’s verstanden.
Und wie wurden der Einzug ins Finale und der Sieg über Klinsmanns USA gefeiert?
Mit den Songs und der Musik von Bob Marley. Um ehrlich zu sein, wahnsinnig laut. Bob Marley ist große Klasse, aber in einer erträglichen Lautstärke. Im Bus hören wir Marley leiser.
Wie haben die Leute sonst auf den bisher größten Erfolg des jamaikanischen Fußballs reagiert?
Mit überschäumender Freude und Tänzen in den Straßen. Der Sprinter Usain Bolt hat uns gratuliert. Auch Ziggy Marley, einer der Söhne von Bob Marley. Die Menschen sind sehr freundlich und leidenschaftlich, auch beim Fußball.
Usain Bolt, der schnellste Mann der Welt, interessiert sich für Fußball?
Ja freilich – und wie. Den treffe ich hier öfters. Auch beim Training der Leichtathleten, da schaue ich oft zu. Usain ist total fußballverrückt.
Zurück zu Klinsmann und Vogts .
Wir haben uns vorher natürlich getroffen und lange geredet. Berti ist einer meiner besten und langjährigsten Freunde.
Und?
Wir haben uns sehr intensiv auf dieses Spiel vorbereitet – und nicht wie mancher meinte, in dem Spiel nur Glück gehabt. Wir haben den Gegner genau analysiert, was in Jamaika nicht immer passiert ist. Video- und Taktikanalysen gab es vor meiner Zeit hier nicht. Jetzt wussten die Spieler genau, was sie zu tun haben.
Und der krasse Außenseiter schlug dann den großen Favoriten?
Vor dem Gold-Cup haben viele gesagt, die sind nach drei Gruppenspielen wieder daheim. Jetzt haben wir gezeigt, welch Potenzial in uns steckt. Die USA hatten einiges zu verlieren. Ich habe bewusst gesagt, hier spielt David gegen Goliath.